Full text: Geschichte des Füsilier-Regiments von Gersdorff (Hessisches) Nr. 80 und seines Stamm-Regiments des Kurhessischen Leibgarde-Regiments von 1632 bis 1900

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und erst bei Tagesanbruch die Höhen von Froméreville —Regret 
hesetzte. 
Als am Nachmittage feindliche Kavallerie den Versuch machte, 
die Maas gegenüber von Belrupt zu durchschwimmen, brach das 
hessische und österreichische Korpps am Abend des 10. Oktober 
gegen Etain auf. Es war schon völlig Nacht, der Boden zäh und 
aufgeweicht, so daß viele Leute die Schuhe verloren; die Truppen 
kamen nur sehr langsam vorwärts, ja zum Theil so auseinander, 
daß General v. Biesenrodt um 3 Uhr morgens genöthigt war, 
Halt zu machen und durch große Feuer die Abgekommenen wieder 
auf den Versammlungsplatz zurückzuführen. Erst nach Tagesanbruch 
fonnte der Marsch fortgesetzt werden. 
Auch der Halt bei Etain war traurig genug, Lebensmittel 
fehlten fast gänzlich, der Regen strömte unaufhörlich, der Boden 
war knietief zu Brei verwandelt. Der Gesundheitszustand wurde 
bedenklich, Fieber und Ruhr nahmen so überhand, daß ein Drittel 
der Mannschaft nicht mehr weiter marschiren konnte. 
In der Nacht zum 13. Oktober wurde wieder aufgebrochen, 
um 1 Uhr morgens. Die Hessen rückten nach Rouvroy, die 
ODesterreicher nach Nouillon Pont. Nur die Pferde fanden Unter— 
kommen, alles Uebrige mußte abermals biwakiren. 
Fürst Hohenlohe-Kirchberg hatte Befehl erhalten, Clerfait näch 
den Niederlanden zu folgen, und den 14. Oktober zum Tage seines 
Abmarsches festgesetzt. General v. Biesenrodt brach deshalb an dem— 
elben Tage auch auf, indem er aus Vorsicht die leichten Truppen 
unter Oberst v. Schreiber zurückließ. 
Der Marsch war der mißlichste von allen bisherigen. Die 
Straßen waren durch die österreichische, preußische, hessische und 
Fmigranten-Bagage derartig versperrt, daß es selbst einzelnen Leuten 
unmöglich gewesen wäre, durchzukommen. Die ganze Marschkolonne 
mußte daher über drei Stunden auf der Chaussee, welche zwischen 
hohen Bergen nach dem Marschziele Longuion führte, Halt machen. 
Die Nachhut hatte Scharmützel mit dem jetzt folgenden Feinde, der 
Geschützdonner trieb zur Eile, Truppen wurden vorgezogen, um die 
Nachhut nöthigenfalls zu unterstützen. Einzelne Leute bei denselben 
schossen, um ihre Gewehre wieder in Ordnung zu haben, die alten 
Schüsse heraus, im Glauben, daß sie verdorben seien, die Knechte 
bei der Bagage wurden dadurch unruhig, verließen ihre Pferde 
oder spannten sie aus, liefen weg oder riefen, der Feind sei da.
	        
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