Full text: Geschichte des Füsilier-Regiments von Gersdorff (Hessisches) Nr. 80 und seines Stamm-Regiments des Kurhessischen Leibgarde-Regiments von 1632 bis 1900

als gute Beute angesehen hatte, war entsetzt, Hildesheim von Pappen⸗ 
heim am 29. September erobert worden. 
Zum Glück wurde in diesem schwierigen Augenblick Pappen⸗ 
heim von Wallenstein zu sich entboten, und Ersterer brach in Eil— 
märschen nach Sachsen auf. 
König Gustav Adolf hatte seine Operationen nach Bayern 
fallen gelassen. Er sah sich zu sehr auf die eigenen Kräfte an— 
gewiesen und erkannte auch, daß die Entscheidung über alles Weitere 
am schnellsten in Sachsen fallen werde. Er sandte am 5. Oktober 
dem Landgrafen Wilhelm V. die Aufforderung, sich abermals mit 
ihm zu vereinigen und zwar bei Erfurt. Der Landgraf entsprach der 
Aufforderung und ließ soviel er entbehren konnte unter Eberstein 
über Weißenfels in Marsch setzen. 
König Gustav Adolf war selbst über Schweinfurt an die Saale 
marschirt und hatte bei Naumburg ein festes Lager bezogen, während 
Wallenstein, um seine Winterquartiere in Sachsen zu nehmen, auf 
dem Wege nach der durch Vertrag zu ihm übergegangenen Stadt 
Leipzig begriffen war. Die Stärke der schwedischen Armee war 
wieder eine derartige geworden, daß der König am 2. November dem 
Landgrafen schreiben konnte, er habe ein Heer zusammen, das „von 
Feinden und Freunden zu respektiren sei'. Er war entschlossen, 
das Jahr nicht ohne eine Entscheidung zu beenden. 
Pappenheim hatte sich, wie man schwedischerseits erfuhr, mit 
Wallenstein vereinigt, plötzlich jedoch erhielt König Gustav Adolf 
die Nachricht, daß Wallenstein, einen Angriff des Feindes nicht 
nehr besorgend, diese ihm so werthvollen Truppen sich selbst da— 
durch entzogen habe, daß er Pappenheim erst nach Halle zur Er— 
oberung der dortigen Moritzburg und dann nach Cöln absandte. 
Obgleich nun weder der Herzog Georg, so nahe er war, auf 
des Königs Aufforderung seinen Marsch nach Sachsen angetreten 
hatte, noch auch der Kurfürst von Sachsen, dessen Befreiung die 
Operationen des Königs galten, seine Vereinigung mit ihm erstrebte, 
entschloß sich König Gustav Adolf doch, diese augenblicklich noch 
günstige Sachlage auszunutzen und den zwei Meilen vor Leipzig 
haltenden Herzog von Friedland anzugreifen. 
Wallenstein hatte bei Lützen eine Stellung bezogen, die nicht un— 
günstig war, aber infolge des raschen Erscheinens der Schweden nicht 
mehr so stark befestigt werden konnte. Schon am Tage nach ihrer 
Besetzung erfolgte des Königs Angriff, am 16. November.
	        
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