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wollte der Herzog den Angriff noch weniger unternehmen; er
zögerte und zögerte, bis ihn die immer fühlbarer werdenden Ver—
pflegungsschwierigkeiten zum Rückzuge zwangen, zum Rückzuge wieder
auf dem Umwege, den er bis Valmy genommen hatte. Am
27. September war dieser Rückzug beschlossen worden; man wollte
nach Verdun und Longwy zurück, um dort Winterquartiere zu beziehen.
Die Witterung war bereits sehr ungünstig geworden, es war sehr
rauh und regnerisch, die Truppen hatten schon ziemlich gelitten.
Am 30. September war der Rückzug begonnen worden, mit ganz
kurzen Märschen, da der Feind nicht geradewegs folgte. Erst am
14. Oktober hatte die Armee die Gegend von Buzanchy erreicht, am
J. Oktober wurde die Maas überschritten, Clerfait und die Emi—
granten hatten Stenay und Umgegend erreicht.
Dumouriez war dem Herzog von Braunschweig absichtlich nicht
schärfer gefolgt, weil er hoffte, die schwächeren Korps des Fürsten
Hohenlohe und des Landgrafen von Hessen nunmehr ganz beseitigen zu
können. Auch trug er sich mit dem Gedanken, die einzelnen Ver—
bündeten durch Unterhandlungen zur Unthätigkeit oder zum Abgang
don dem Bündniß gegen Frankreich zu bringen, und hatte dafür
auch seine Unterführer mit Vollmacht versehen.
Daß der Herzog von Braunschweig auf dem Rückzuge sei,
hatten Fürst Hohenlohe und der Landgraf von Hessen am 30. Sep—
tember durch einen Courier des Herzogs erfahren. Als daher am
Tage darauf gelegentlich einer Rekognoszirung in südwestlicher
Richtung das vorgeschickte hessische Detachement (1 Bataillon, 1 Zug
Dragoner, 2 Geschütze) von sehr überlegenen feindlichen Kräften
angegriffen und zurückgetrieben worden war, beschlossen beide Fürsten
den sofortigen Abmarsch nach Verdun. In der Nacht wurde Clermont
zeräumt und der Rückmarsch bis Regret vor Verdun angetreten.
Fürst Hohenlohe ging nach Fromséreville.
Der Herzog von Braunschweig hatte die Weisung gegeben, zur
Deckung des Rückzuges der Haupt-Armee bei Verdun jedenfalls Front
zu machen und möglichst lange stehen zu bleiben. Es wurde
deshalb die nunmehrige Stellung vor der Festung in Vertheidigungs—
zustand gesetzt.
Am 4. Oktober traf ein verwundeter hessischer Offizier mit
einem Adjutanten Dillons ein, durch welchen dieser den beiden
bverbündeten Fürsten das Anerbieten machte, sich von den Verbündeten
zu trennen. An demselben Tage erfuhr der Landgraf, daß der