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sich selbst zu lenken. Die Besatzung der Côéte de Bième erwies sich
als zu stark, um einen Angriff kurzer Hand zu gestatten. Dazu
konnten sich, weil der Kanonendonner von St. Menshould her nun—
mehr völlig verstummt war und es dunkelte, weder Fürst Hohenlohe
noch der Landgraf verstehen. Man zog die Truppen daher zurück.
Dieselben gelangten sehr niedergeschlagen im Lager wieder an, vom
Feinde ähnlich wie am 17. September bis Clermont verfolgt.
Am 21. September griff der Feind die Vorposten abermals an, wobei
das Regiment Garde-Grenadiere zur Unterstützung bis Clermont
hvorgezogen wurde.
Noch bei Weitem schlimmer stand es freilich mit den Operationen
des Herzogs von Braunschweig. Dieselben waren von ihm so
zögernd und langsam fortgesetzt worden, daß der König von Preußen
endlich die Initiative selbst in die Hand genommen und die Armee
in Richtung auf die Armee Dumouriez' vorgeführt hatte. Es war
dann gelungen, dem Feinde völlig die Straße nach Reims zu ver—
legen. Der nunmehrige Angriff war auf General Kellermann ge—
stoßen, der bei der augenblicklichen Sachlage nichts Besseres thun zu
können glaubte, als daß er eine quervorliegende Höhe, die Windmühlen—
höhe von Valmy, mit zahlreicher Artillerie krönte und seine Truppen
dahinter aufstellte. General Chazot versuchte noch einen vorliegenden
günstigen Punkt am linken Flügel, la Lune, zu besetzen, die Preußen
kamen ihm aber darin zuvor. Es entwickelte sich hierbei eine heftige
Kanonade, in deren Verfolg die Truppen Chazots in Unordnung
geriethen. Ebenso ungünstig stand es auf der Windmühlenhöhe von
Valmy, denn die sonst tüchtige französische Artillerie hatte einige
Treffer erhalten und das Auffliegen mehrerer Munitionswagen bei
den Truppen dahinter Verwirrung und Schrecken verbreitet. Nur
mit Mühe hatte Kellermann einer Panik vorbeugen können.
Leider benutzte der Herzog von Braunschweig diese günstige
Lage nicht. Zwar rückte die ganze Armee in Schlachtordnung mit
klingendem Spiel zum Angriffe vor, und der König selbst befand sich
bald im heftigsten Kugelregen mitten unter den vorgehenden Truppen,
aber dann wurde Halt gemacht. Der Herzog von Braunschweig
konnte sich nicht entschließen, den Angriff weiter durchzuführen, und
so schwieg um 5 Uhr nachmittags das Gefecht nach noch zweistündigem
Geschützkampfe. Kellermann zog in der Nacht in eine Stellung
ab, in welcher er mit Dumouriez Fühlung bekam und selbst besser
einen nochmaligen Angriff aushalten konnte. Gegen diese Stellung