Full text: Geschichte des Füsilier-Regiments von Gersdorff (Hessisches) Nr. 80 und seines Stamm-Regiments des Kurhessischen Leibgarde-Regiments von 1632 bis 1900

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sich selbst zu lenken. Die Besatzung der Côéte de Bième erwies sich 
als zu stark, um einen Angriff kurzer Hand zu gestatten. Dazu 
konnten sich, weil der Kanonendonner von St. Menshould her nun— 
mehr völlig verstummt war und es dunkelte, weder Fürst Hohenlohe 
noch der Landgraf verstehen. Man zog die Truppen daher zurück. 
Dieselben gelangten sehr niedergeschlagen im Lager wieder an, vom 
Feinde ähnlich wie am 17. September bis Clermont verfolgt. 
Am 21. September griff der Feind die Vorposten abermals an, wobei 
das Regiment Garde-Grenadiere zur Unterstützung bis Clermont 
hvorgezogen wurde. 
Noch bei Weitem schlimmer stand es freilich mit den Operationen 
des Herzogs von Braunschweig. Dieselben waren von ihm so 
zögernd und langsam fortgesetzt worden, daß der König von Preußen 
endlich die Initiative selbst in die Hand genommen und die Armee 
in Richtung auf die Armee Dumouriez' vorgeführt hatte. Es war 
dann gelungen, dem Feinde völlig die Straße nach Reims zu ver— 
legen. Der nunmehrige Angriff war auf General Kellermann ge— 
stoßen, der bei der augenblicklichen Sachlage nichts Besseres thun zu 
können glaubte, als daß er eine quervorliegende Höhe, die Windmühlen— 
höhe von Valmy, mit zahlreicher Artillerie krönte und seine Truppen 
dahinter aufstellte. General Chazot versuchte noch einen vorliegenden 
günstigen Punkt am linken Flügel, la Lune, zu besetzen, die Preußen 
kamen ihm aber darin zuvor. Es entwickelte sich hierbei eine heftige 
Kanonade, in deren Verfolg die Truppen Chazots in Unordnung 
geriethen. Ebenso ungünstig stand es auf der Windmühlenhöhe von 
Valmy, denn die sonst tüchtige französische Artillerie hatte einige 
Treffer erhalten und das Auffliegen mehrerer Munitionswagen bei 
den Truppen dahinter Verwirrung und Schrecken verbreitet. Nur 
mit Mühe hatte Kellermann einer Panik vorbeugen können. 
Leider benutzte der Herzog von Braunschweig diese günstige 
Lage nicht. Zwar rückte die ganze Armee in Schlachtordnung mit 
klingendem Spiel zum Angriffe vor, und der König selbst befand sich 
bald im heftigsten Kugelregen mitten unter den vorgehenden Truppen, 
aber dann wurde Halt gemacht. Der Herzog von Braunschweig 
konnte sich nicht entschließen, den Angriff weiter durchzuführen, und 
so schwieg um 5 Uhr nachmittags das Gefecht nach noch zweistündigem 
Geschützkampfe. Kellermann zog in der Nacht in eine Stellung 
ab, in welcher er mit Dumouriez Fühlung bekam und selbst besser 
einen nochmaligen Angriff aushalten konnte. Gegen diese Stellung
	        
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