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Ludwig XVI. interveniren. Die revolutionäre Regierung, mit dem
ebenso gewandten als grundsatzlosen Kriegsminister Dumouriez an der
Spitze, wies dies am 27. März in einer scharfen Note ab, und die
Nationalversammlung erklärte am 20. April dem König von Ungarn
und Böhmen, d. i. Franz II., dessen Kaiserwahl noch nicht erfolgt
war, den Krieg. Schon am 29. April überschritt ein französisches
Korps die österreichisch-niederländische Grenze bei Valenciennes, ein
anderes ging gegen Tournay vor, beide allerdings nur, um sich wieder
bei dem Erscheinen der österreichischen Truppen in wilder Flucht
aufzulösen. Der Herzog von Sachsen-Teschen, Oberbefehlshaber
der österreichischen Truppen in den Niederlanden, bezog darauf mit
30 000 Mann an der Grenze eine Kordonstellung, während sich eine
35 000 Mann starke französische Armee bei Valenciennes von Neuem
bildete.
Oesterreich und Preußen hatten infolge jener französischen Kriegs—
erklärung am 12. Mai sämmtlichen Reichsständen die Aufforderung
zur Theilnahme an dem zu führenden Kriege zugehen lassen. Hessen—
Cassel hatte sich sofort bereit erklärt und seine Truppen bei Rhein—
fels (bis zum 15. August) versammelt, ein Vorgang, der von dem
Verhalten der meisten anderen Reichsstände so abstach, daß Goethe
schrieb: „O, daß der Hessen Beispiel ganz Deutschland elektrisiren
möchte, welches Volk wären wir!“
Inzwischen waren die österreichischen Streitkräfte in den Nieder—
landen auf 50 000 Mann vermehrt worden und hatten sich zur
Deckung des Oberrheines 14000 Mann bei Schwetzingen, 7000 Mann
bei Philippsburg versammelt. Zu letzteren stießen 10 000 Mann
Emigranten, Truppen, die leider mehr eine Last waren und sich schon
rühzeitig als nothwendiges Uebel erwiesen. Bei Coblenz versammelte
sich die preußische Armee mit 51000 Mann, an ihrer Spitze der
Herzog Karl Wilhelm Ferdinand von Braunschweig, uns bekannt
aus den zahlreichen Gefechten und Schlachten des Siebenjährigen
Krieges, bei denen er stets eine hervorragende Rolle gespielt hatte.
Sein Ruhm war so zweifellos, daß auf ihn jetzt die Wahl zum
Oberkommandirenden der verbündeten Streitkräfte eigentlich von
selbst fiel. An die preußische Armee schlossen sich etwa 12000 Mann
Emigranten an.
Demgegenüber hatten sich folgende französische Armeen gebildet:
Ein Korps unter General Custine stand in der Landschaft
Pruntrut (baselisch), ein anderes unter General Biron mit 326000 Mann