Full text: Geschichte des Füsilier-Regiments von Gersdorff (Hessisches) Nr. 80 und seines Stamm-Regiments des Kurhessischen Leibgarde-Regiments von 1632 bis 1900

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Ludwig XVI. interveniren. Die revolutionäre Regierung, mit dem 
ebenso gewandten als grundsatzlosen Kriegsminister Dumouriez an der 
Spitze, wies dies am 27. März in einer scharfen Note ab, und die 
Nationalversammlung erklärte am 20. April dem König von Ungarn 
und Böhmen, d. i. Franz II., dessen Kaiserwahl noch nicht erfolgt 
war, den Krieg. Schon am 29. April überschritt ein französisches 
Korps die österreichisch-niederländische Grenze bei Valenciennes, ein 
anderes ging gegen Tournay vor, beide allerdings nur, um sich wieder 
bei dem Erscheinen der österreichischen Truppen in wilder Flucht 
aufzulösen. Der Herzog von Sachsen-Teschen, Oberbefehlshaber 
der österreichischen Truppen in den Niederlanden, bezog darauf mit 
30 000 Mann an der Grenze eine Kordonstellung, während sich eine 
35 000 Mann starke französische Armee bei Valenciennes von Neuem 
bildete. 
Oesterreich und Preußen hatten infolge jener französischen Kriegs— 
erklärung am 12. Mai sämmtlichen Reichsständen die Aufforderung 
zur Theilnahme an dem zu führenden Kriege zugehen lassen. Hessen— 
Cassel hatte sich sofort bereit erklärt und seine Truppen bei Rhein— 
fels (bis zum 15. August) versammelt, ein Vorgang, der von dem 
Verhalten der meisten anderen Reichsstände so abstach, daß Goethe 
schrieb: „O, daß der Hessen Beispiel ganz Deutschland elektrisiren 
möchte, welches Volk wären wir!“ 
Inzwischen waren die österreichischen Streitkräfte in den Nieder— 
landen auf 50 000 Mann vermehrt worden und hatten sich zur 
Deckung des Oberrheines 14000 Mann bei Schwetzingen, 7000 Mann 
bei Philippsburg versammelt. Zu letzteren stießen 10 000 Mann 
Emigranten, Truppen, die leider mehr eine Last waren und sich schon 
rühzeitig als nothwendiges Uebel erwiesen. Bei Coblenz versammelte 
sich die preußische Armee mit 51000 Mann, an ihrer Spitze der 
Herzog Karl Wilhelm Ferdinand von Braunschweig, uns bekannt 
aus den zahlreichen Gefechten und Schlachten des Siebenjährigen 
Krieges, bei denen er stets eine hervorragende Rolle gespielt hatte. 
Sein Ruhm war so zweifellos, daß auf ihn jetzt die Wahl zum 
Oberkommandirenden der verbündeten Streitkräfte eigentlich von 
selbst fiel. An die preußische Armee schlossen sich etwa 12000 Mann 
Emigranten an. 
Demgegenüber hatten sich folgende französische Armeen gebildet: 
Ein Korps unter General Custine stand in der Landschaft 
Pruntrut (baselisch), ein anderes unter General Biron mit 326000 Mann
	        
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