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Siebentes Kapitel.
In den Revolukionskriegen.
In das Stillleben, welches Europa seit dem Siebenjährigen
Kriege führte, fiel die französische Revolution wie ein betäubender
Wetterschlag hinein. Noch nicht im Stande, den Umfang dieser Um—
välzung zu ermessen, verhielt sich der Eine ihr gegenüber heftig ab—
wehrend, während der Andere wie erstarrt nur die Kraft hatte, zu
sehen und zu empfinden. Der eine Staat rüstete, der andere hoffte,
es werde das Wetter am politischen Horizont vergehen, wie es ge—
ommen, und hoffte das immer weiter, ohne selbst etwas zu thun.
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das bisherige, aber altgewordene Staatensystem erst zu besiegen,
dann zu zertrüummern. Alt geworden war das Staatensystem Europas
namentlich deshalb, weil es keine Zukunft mehr vor sich sah. Nur
Rußland und England, beide nach außen gewendet und neuen
Zielen zustrebend, waren noch frisch und jung, aber das half dem
übrigen Europa wenig. Mit kleinen nichtigen Plänen, mit philister—
hafter Gespreiztheit und Engherzigkeit bei Behandlung ernster Dinge
berging die Zeit für alle seine Staaten ohne jeden Nutzen und Vortheil.
Selbst der Staat Friedrichs des Großen kränkelte in dieser Be—
ziehung, er war nicht mehr reformbedürftig. Nur wenige Armeen
hatten dabei seit dem Siebenjährigen Kriege etwas erlebt, selbst die
preußische Armee lebte nur ihren damaligen Erinnerungen. Um so
mehr hoben diejenigen Truppen sich aus der Reihe der übrigen ab,
welche wie die hessischen in Amerika neue kriegerische Erfahrungen
gesammelt hatten. Die französische Revolutions-Armee besaß von
solchen Elementen besonders viele und erhielt gerade dadurch die
Fähigkeit, sich aus ganz verzweifelten Zuständen zu reorganisiren.
Das Jahr 1792 ist der Beginn des Ankampfes des noch
rüstigeren Theiles der europäischen Staaten gegen die französische
Revolution. Preußen und Oesterreich wollten zu Gunsten des
von den Revolutionären in Paris gefangen genommenen Königs