Full text: Geschichte des Füsilier-Regiments von Gersdorff (Hessisches) Nr. 80 und seines Stamm-Regiments des Kurhessischen Leibgarde-Regiments von 1632 bis 1900

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goyne beschloß, an einer anderen Stelle überzugehen und sich nach 
dem Fort Edward zu wenden. Ein Theil sollte dahin voraufgehen 
und die Wege herstellen, die Armee vorerst bei Saratoga stehen 
hleiben. 
General Gates war der englischen Armee gefolgt, er hatte jetzt 
aber erkannt, daß Bourgoyne kaum mehr entkommen könne, und 
hoffte, ihn auch ohne Kampf zur Kapitulation nöthigen zu können. 
Seine Artillerie besetzte die Höhen am Fish Kill und feuerte hinüber; 
in den Flanken und im Rücken der englischen Armee breiteten sich seine 
Truppen immer mehr aus und griffen bald da, bald dort an, alle 
Posten bis zum Fort Edward hin waren besetzt. Bald litten die 
Truppen im englischen Lager sehr, nirgends waren sie mehr sicher. 
Unter diesen Umständen berief Bourgoyne am 12. Oktober 
nachmittags wieder einen Kriegsrath. General Riedesel schlug vor, 
sich nach dem Fort Edward durchzuschlagen, und sein Rath wurde 
auch angenommen. Doppelte Eile schien nöthig, Riedesel that auch 
Alles, was möglich war, und um 10 Uhr abends wollte die Armee 
bereits abmarschiren. Da gab Bourgoyne wieder den Befehl zum 
Halten, er ließ sagen, es sei zu spät. 
Am nächsten Tage, dem 13. Oktober, war Alles entschieden, der sNapitulation von 
Feind hatte die Armee völlig eingeschlossen. Ein nochmals berufener ad e 
Kriegsrath endete damit, daß mit dem Feinde unterhandelt werden 1777. 
sollte, und diese Unterhandlungen führten am 16. Oktober zum Ab— 
schluß einer Kapitulation, welche die Armee Bourgoynes kriegs— 
gefangen machte. 5800 Mann, von denen jedoch nur 3500 Mann 
kampffähig waren, kapitulirten. Der Feind stand schon mit 22 350 
Mann gegenüber, und ijenseits des Hudson befanden sich noch starke 
Theile. 
So endeten die Operationen Bourgoynes, zu deren Erklärung 
meistens angeführt wird, daß am 29. September ein Courier mit 
der Nachricht eingetroffen sei, General Clinton befände sich im An— 
marsch von Süden her, um den Hudson hinauf den Amerikanern in 
den Rücken zu kommen. Daraufhin habe Bourgoyne sich entschlossen, 
nicht zurückzugehen. Diese Version findet andererseits wenig Bestäti— 
gung durch die Vorgänge bei Clinton oder bei Howe. 
Wie dem nun sei, die Armee Bourgoynes wurde am 17.Ok— 
tober entwaffnet und nach Boston übergeführt. Bezeichnender Weise 
erkannte der „Kongreß“ die Kapitulation von Saratoga gar nicht 
einmal an, und so entwickelten sich ganz eigenthümliche Verhältnisse 
Geschichte des Füs. Regts. von Gersdorff (Hess.) Nr. 80. 
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