Full text: Geschichte des Füsilier-Regiments von Gersdorff (Hessisches) Nr. 80 und seines Stamm-Regiments des Kurhessischen Leibgarde-Regiments von 1632 bis 1900

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seien. Der Armee fehlte es bereits an Brot, und das mitgeführte, 
nur in heißer Asche gebackene Mehl hatte viele Koliken verursacht. 
Fort St. Anna war nur eine schlecht hergestellte Befestigung aus 
Wall und Graben mit Pallisadirung. Die Unterkunftsräume waren 
elende Baracken. Die Amerikaner hatten beim Abzuge die Ein— 
äscherung versucht, ein plötzlicher Regengauß hatte aber ihr Zer— 
störungswerk aufgehalten. 
Indeß war die Armee gegen Fort Edward vorgerückt. Der 
Marsch hatte ungeheuere Schwierigkeiten bereitet, an 40 Brücken 
waren herzustellen und lange Holzdämme über Morast und Fluß zu 
erbauen gewesen, wovon einer 3 Km lang war. Der Gegner hatte 
Alles gethan, um den Marsch aufzuhalten, hatte die Wege ver— 
rammelt und unterbrochen. Um einen Marsch von vier deutschen 
Meilen zurückzulegen, hatte man 24 Tage gebraucht. Das Fort 
Edward, auch nur schlecht gebaut, hatte der Feind verlassen und 
abermals von Grund auf zerstört. Es schien, als ob alle Mühen 
und Anstrengungen immer wieder ohne Erfolg seien. Der Mangel 
an Lebensmitteln wurde immer fühlbarer, viele Pferde waren gefallen, 
die Truppen völlig erschöpft. Man mußte Halt machen. 
Bourgoyne verfiel jetzt auf die Idee, einen Zug zu thun, der 
ihm zugleich Lebensmittel zuführte und den Gegner zum Stehen 
brachte. Er hatte Nachricht, daß Howe dem General Washington 
gegenüber, der in den Hochlanden im Lager stände, im Vorgehen sei. 
Nun sollte ein Detachement unter Oberst Baum bei Saratoga den 
Batten Kill passiren und nach Connecticut gegen Bennington mar— 
schiren, um dort alles Vieh wegzunehmen und der Armee zuzuführen, 
zugleich aber ein großes feindliches Magazin in Bennington zu 
erbeuten. 
Das Unternehmen schlug gänzlich fehl, obwohl Bourgoyne noch 
zuletzt Riedesel zur Unterstützung absendete. Das Detachement Baum 
stieß auf starke feindliche Kräfte, die es am 16. August von allen 
Seiten anfielen und unter großen Verlusten auseinander sprengten. 
Dieser Erfolg der Amerikaner war der Wendepunkt auf dem 
Wege Bourgoynes, das ganze Land nahm jetzt Partei gegen die 
Engländer, das Gefecht bei Bennington verwandelte die augenblick— 
lich überall verbreitet gewesene Niedergeschlagenheit der Amerikaner 
mit einem Schlage in Jubel und Begeisterung. 
Bourgoyne hatte währenddessen seinen Vormarsch etwas weiter 
fortgesetzt und befand sich am 14. August mit dem Gros in der
	        
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