Der Landgraf benutzte zur Aufstellung derselben und später zu der—
jenigen aller übrigen jene Miliz, mit der wir uns schon deshalb näher
beschäftigten, weil sie im Verlauf der Geschichte des hessischen
Leib-Garde-Regiments noch einmal in Frage kommen wird. Die
besten Leute wurden daraus mit eingestellt. Neu war ferner bei
diesen vier Regimentern der Umstand, daß sie nicht mehr wie bisher
zum Schaden des Söldnerwesens durch sich dazu erbietende oder
geeignete Obersten aufgestellt wurden, sondern auf Rechnung des
Landgrafen selbst, der alle Offiziere ernannte und die Equipirung
und sonstige Ausrüstung bestritt. Aehnlich ging es dann mit den
übrigen Regimentern, welche im Ganzen etwa 10 000 Mann Fuß—
volk und 2500 Reiter stark wurden und auf 15 000 Mann (12 Re—
gimenter) zu Fuß und 6000 Mann Reiter gebracht werden sollten.
Landgraf Wilhelm blieb dabei jedoch nicht stehen, sondern er re—
organisirte diese Truppen ganz in dem Sinne des Königs Gustav
Adolf. Schon sein Vater hatte Aehnliches bei der Miliz angestrebt,
hatte die Schlachthaufen („Banner“) verkleinert und dadurch be—
weglicher gemacht, die Zahl der Pikeniere verringert und diejenige
der Musketiere vergrößert, ihre Bewaffnung erleichtert u. A. m.
Jetzt wurden darin noch festere Grundlagen geschaffen, die Fuß—
banner durften nur 8, höchstens 12 Fähnlein zu 150 Mann haben,
der dritte Theil nur durfte aus Pikenieren bestehen, und diese trugen
nicht mehr die 18 Fuß hohe Pike, sondern die 12 Fuß lange
Partisane. Auch übte man das Gefecht abgetrennter Kompagnien,
ja das der Schützen, welches früher ganz unbekannt gewesen war.
Die Flinten des Fußvolkes wurden nicht mehr von der Gabel aus
abgefeuert, wie bei den Kaiserlichen, sondern aus der Hand. Sie
waren freilich noch größtentheils Luntenschloßwaffen und daher nicht
sehr gebrauchsfähig.
Wir sehen nun im Verlaufe dieses Krieges bei den hessischen
Regimentern, namentlich wenn sie im Verbande mit schwedischen
kämpfen, eine Taktik, ganz ähnlich der im schwedischen Heere üblichen.
Die Banner, „Brigaden“, sind etwa 1800 Mann stark, gleich zwei
Regimentern, diese zu 800 bis 900 Mann stark. Die Infanterie kämpft
in sechsgliedriger Aufstellung, zum Theil in kleineren Einheiten zwischen
der Kavallerie eingestellt, um dieser einen festen Rückhalt zu geben.
Die Armee selbst steht nicht mehr in der alten Tiefaufstellung, sondern
in breiterer Front, die Kavallerie auf beiden Flügeln, hinter der Mitte
endlich oder an einem Flügel befindet sich eine allgemeine Reserve.