Full text: Geschichte des Füsilier-Regiments von Gersdorff (Hessisches) Nr. 80 und seines Stamm-Regiments des Kurhessischen Leibgarde-Regiments von 1632 bis 1900

Der Landgraf benutzte zur Aufstellung derselben und später zu der— 
jenigen aller übrigen jene Miliz, mit der wir uns schon deshalb näher 
beschäftigten, weil sie im Verlauf der Geschichte des hessischen 
Leib-Garde-Regiments noch einmal in Frage kommen wird. Die 
besten Leute wurden daraus mit eingestellt. Neu war ferner bei 
diesen vier Regimentern der Umstand, daß sie nicht mehr wie bisher 
zum Schaden des Söldnerwesens durch sich dazu erbietende oder 
geeignete Obersten aufgestellt wurden, sondern auf Rechnung des 
Landgrafen selbst, der alle Offiziere ernannte und die Equipirung 
und sonstige Ausrüstung bestritt. Aehnlich ging es dann mit den 
übrigen Regimentern, welche im Ganzen etwa 10 000 Mann Fuß— 
volk und 2500 Reiter stark wurden und auf 15 000 Mann (12 Re— 
gimenter) zu Fuß und 6000 Mann Reiter gebracht werden sollten. 
Landgraf Wilhelm blieb dabei jedoch nicht stehen, sondern er re— 
organisirte diese Truppen ganz in dem Sinne des Königs Gustav 
Adolf. Schon sein Vater hatte Aehnliches bei der Miliz angestrebt, 
hatte die Schlachthaufen („Banner“) verkleinert und dadurch be— 
weglicher gemacht, die Zahl der Pikeniere verringert und diejenige 
der Musketiere vergrößert, ihre Bewaffnung erleichtert u. A. m. 
Jetzt wurden darin noch festere Grundlagen geschaffen, die Fuß— 
banner durften nur 8, höchstens 12 Fähnlein zu 150 Mann haben, 
der dritte Theil nur durfte aus Pikenieren bestehen, und diese trugen 
nicht mehr die 18 Fuß hohe Pike, sondern die 12 Fuß lange 
Partisane. Auch übte man das Gefecht abgetrennter Kompagnien, 
ja das der Schützen, welches früher ganz unbekannt gewesen war. 
Die Flinten des Fußvolkes wurden nicht mehr von der Gabel aus 
abgefeuert, wie bei den Kaiserlichen, sondern aus der Hand. Sie 
waren freilich noch größtentheils Luntenschloßwaffen und daher nicht 
sehr gebrauchsfähig. 
Wir sehen nun im Verlaufe dieses Krieges bei den hessischen 
Regimentern, namentlich wenn sie im Verbande mit schwedischen 
kämpfen, eine Taktik, ganz ähnlich der im schwedischen Heere üblichen. 
Die Banner, „Brigaden“, sind etwa 1800 Mann stark, gleich zwei 
Regimentern, diese zu 800 bis 900 Mann stark. Die Infanterie kämpft 
in sechsgliedriger Aufstellung, zum Theil in kleineren Einheiten zwischen 
der Kavallerie eingestellt, um dieser einen festen Rückhalt zu geben. 
Die Armee selbst steht nicht mehr in der alten Tiefaufstellung, sondern 
in breiterer Front, die Kavallerie auf beiden Flügeln, hinter der Mitte 
endlich oder an einem Flügel befindet sich eine allgemeine Reserve.
	        
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