Full text: Geschichte des Füsilier-Regiments von Gersdorff (Hessisches) Nr. 80 und seines Stamm-Regiments des Kurhessischen Leibgarde-Regiments von 1632 bis 1900

263 
Der Augriff galt der Nordseite, das Bataillon Minnigerode 
sollte die dortige Redoute angreifen, das Regiment Mirbach und 
das Bataillon v. Linsingen aber das Fort selbst stürmen. Hundert 
Faschinenträger gingen den Sturmkolonnen vorauf. 
Nachdem das Geschütz eine Viertelstunde gefeuert hatte, begann 
der Sturmlauf. Schnell war der Verhau erreicht und trotz des 
auf die Stürmenden gerichteten mörderischen Kartätsch-und Gewehr— 
feuers überwunden. So groß war der Eifer der Stürmenden, 
Durchgänge zu öffnen, daß selbst Schwerverwundete ihrer Ver— 
letzungen nicht achteten und selbst mehrfach Verwundete nicht vom 
Platze wichen. Am meisten zeichnete sich Hauptmann v. Stamford 
vom Grenadier-Bataillon v. Linsingen aus; obwohl er zweimal ver— 
wundet wurde, legte er doch selbst mit Hand an, den Verhau 
auseinander zu reißen, um, sobald er die Bahn fur sich frei hatte, 
Allen vorweg gegen den Hauptwall loszustürzen. 
Hinter dem Verhau lagen aber nun die mehrfachen Reihen 
von Wolfsgruben, und sie waren nur mit Vorsicht einzeln zu passiren. 
Man warf hinein, was an Faschinenbündeln vorhanden war, 
und drang noch weiter unaufhaltsam vorwärts, trotzdem das feind— 
liche Feuer die Leute reihenweise hinstreckte. Da eröffneten zwei 
dicht am Delaware-Ufer in dichtem Gebüsch verdeckt gewesene 
Galeeren überraschend Flankenfeuer mit Kartätschen und Kugeln. 
Noch vermochten die Offiziere die Truppen wieder zu formiren, 
Alles blieb im Vorgehen, und dicht geschlossen begann man den 
Graben zu überschreiten und den Hauptwall zu ersteigen. Leider 
fehlte hier jedoch jedes Sturmgeräth, die Höhe des Walles war zu 
groß, und wenn auch Einzelne in die Eingangsthore einzudringen 
vermochten, so gebot doch das Werk in seiner übrigen Anlage 
unbedingt Halt. Die Verluste häuften sich bald sehr, da auch die 
Grabenkaponnièren Flankenfeuer eröffneten und ihnen ebenso wenig 
beizukommen war, wie dem Hauptwall selbst. Zum Unglück fielen 
auch noch die Führer, Oberst v. Donop sank tödlich getroffen zu 
Boden, und ihm folgten fast alle Stabsoffiziere und Hauptleute. 
Die Mannschaft versuchte noch das Aeußerste, aber Jeder, der glücklich 
den Wall erstiegen hatte oder in die Schießscharten eingedrungen 
war, erhielt sofort den Todesstoß durch den Vertheidiger. Die 
zunehmende Dämmerung vereitelte auch die besten Bemühungen der 
Führer, die Leute wieder zu sammeln und vorzuführen, und nachdem 
der einzig unverwundete Oberstlieutenant v. Linsingen noch einmal
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.