Full text: Geschichte des Füsilier-Regiments von Gersdorff (Hessisches) Nr. 80 und seines Stamm-Regiments des Kurhessischen Leibgarde-Regiments von 1632 bis 1900

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Der Vater des Landgrafen Wilhelm V., der energische und 
scharfblickende Landgraf Moritz, hatte bereits im Jahre 1600 für 
sein Land eine Art Miliz errichtet, um nicht auf das unheilvolle 
Werbesystem, wie es sonst in ganz Europa bestand, angewiesen zu 
sein. Die Zeiten waren ernst, überall zeigten sich die drohenden 
Boten eines Weltkrieges, wie er noch nicht bekannt war. Eine 
geringfügige Ursache, und es konnte um des Glaubens willen zum 
letzten Kampfe kommen, von der einen Seite, um die von der Kirche 
oerworfenen Ketzer endlich zu vertilgen oder zur Absage von ihrem 
Unglauben zu bringen, von der anderen, um endlich die lange ver— 
heißene Duldung der Religion zu erhalten. Jene Miliz sollte zu— 
aächst das eigene Land vertheidigen, sie mußte aber später auch über 
diese Aufgabe hinaus verwendet werden, weil nur dies eine größere 
Gewähr dafür zu geben schien, daß die außerdem gehaltenen, ge— 
worbenen Truppen die Sache Hessens als ihre eigene ansahen und 
oertheidigten. Der Landgraf hatte sein Land zunächst in vier Aus— 
hebungsbezirke getheilt, deren jedes ein Miliz-Regiment aufstellen 
sollte. Später, nach dem Anfall von Oberhessen, kam ein fünftes 
Regiment hinzu. Je nach der Größe des Bezirkes besaß das Re— 
giment 5, 6, auch 9 Kompagnien (oder „Fähnlein“), die wieder in 
3 bis 4 Korporalschaften zerfielen und im Ganzen etwa je 130 
bis 140 Mann stark waren. Die Ausbildung war keine beliebige, 
ondern bereits im Einzelnen genau bestimmt, die Uebungen ständig, 
zuweilen auch länger andauernd. Das Regiment mußte alljährlich 
einmal zu gemeinsamer Uebung zusammengezogen werden, die Kom— 
pagnien jeden Monat in sich und möglichst oft mit fremden Kom— 
pagnien. Die Führer waren talentvolle Amtsvorsteher oder An— 
— 
wurden diese Miliz-Regimenter um je zwei geworbene Kompagnien 
derstärkt, so daß sie stehenden Truppen ähnlicher wurden. Ge— 
worbene „Regimenter“ traten in dieser Zeit nur erst vorübergehend 
auf. — Der große Krieg hatte begonnen, für Hessen aber noch keine 
»esonders kritische Gestalt erhalten. Erst das Bündniß des Land— 
grafen Wilhelm V., der seinem Vater 1627 in der Regierung gefolgt 
war, mit König Gustav Adolf, geschlossen am 28. Juli 1631 in 
Werben a. Elbe, führte zu einer umfassenderen Heeresformation und 
zwar in der Zeit bis zum September dieses Jahres. Zunächst 
wurden errichtet zwei Regimenter zu Pferde und zwei zu Fuß, von 
hzeiden Arten ein grünes und ein weißes, erstere als Leib-Regimenter.
	        
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