Full text: Geschichte des Füsilier-Regiments von Gersdorff (Hessisches) Nr. 80 und seines Stamm-Regiments des Kurhessischen Leibgarde-Regiments von 1632 bis 1900

250 
erste Hauptziel. Er disponirte deshalb so, daß die von ihm selbst 
geführten Truppen zunächst in südlicher Richtung gegen Crown Point 
ind Ticonderoga vorrücken sollten, während eine Seitenabtheilung 
unter Oberst St. Loger in dem Gebiete des Ontario-Sees und 
Mohawk-Flusses gegen die dort unter General Schuyler stehenden 
feindlichen Truppen operirte und die rechte Flanke der Hauptkolonne 
deckte. 
Erst am 14. September, also nach einem Stillstande von fast 
drei Monaten, erfolgte das weitere Vorrrücken. 400 Indianer 
inter dem Kapitän Carleton, einem Neffen des Generals, als 
Vorhut gingen der Hauptkolonne zwölf Tage voraus, um das Ost⸗ 
ufer des Champlain-Sees vom Feinde zu reinigen. Wir haben 
die Indianer noch wenig erwähnt, und doch sind die hier kämpfenden 
Stämme gerade diejenigen, welche die Phantasie in unserer Jugend 
durch die Cooperschen Werke so sehr oft beschäftigt haben, die 
Huronen, Iroquesen und so fort. Ein wenig civilisirter bereits 
erscheinen sie übrigens in unseren Kriegsberichten, als in jenen un— 
terblichen Romanen. General Carleton hatte sie hier sogar schon 
einkleiden“, d. h. mit neuen gleichfarbigen Decken versehen bassen, 
die sie sehr malerisch zu drapiren verstanden, und auf die sie 
nicht wenig stolz waren. Daß die englische Bundesgenossenschaft 
hnen ernst sei, bewies der blutrothe Anstrich, den sie an verschiedenen 
Körpertheilen, namentlich im Gesicht angebracht hatten. Sie trugen 
im übrigen plumpe, wildlederne Ranzen, lange Flinten, die be— 
rüchtigte Streitart und das gefürchtete Scalpmesser. Auf den 
Schultern ruhte daneben oft das leichte Rindenkanoe, welches ein 
Mann zu tragen vermochte. Ueber ihre Zuverlässigkeit war man 
m englischen Lager sehr getheilter Meinung, man nahm jedoch mit 
hrem Dienst, wie er war, vorlieb, weil sonst den Amerikanern gar 
nicht beizukommen gewesen wäre. Es ging übrigens, wie die Eng⸗ 
länder sich ausdrückten, auf die „Rebellenjagd“, und dabei war kein 
Mittel zu schlimm. 
Am 26. September folgte, nachdem noch die letzten Verstärkungen 
don Quebec bezw. Montreal angekommen waren, die Avantgarde 
Farletons dieser wilden Vorhut bis an das Nordende des Cham— 
plain⸗Sees, wo noch ein Zwischendepot angelegt wurde. Dann er— 
'olgte die Einschiffung der Truppen auf jenen Schiffen am 10. Ok—⸗ 
tober, während einige Kriegsschiffe vorauf fuhren, um die Flottille, 
die Gates und Arnold hinter den nächsten Inseln des Sees versteckt
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.