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wilde Gewässer stürzten von den Felsen herab. Erst im Nordwesten,
nach Connecticut zu, gab es freiere Landstriche. Das war kein Ge⸗
lände, um in dieser Jahreszeit dem unermüdlichen Gegner zu folgen,
der anscheinend einem entscheidenden Kampfe auswich und doch
immer wieder in drohender Stellung der englischen Armeé nahe
bleiben wollte.
Es wurden bei diesen Verhältnissen die amerikanischen Linien
zwar sofort besetzt, aber schon die erste Verfolgung erfuhr so viel
Aufenthalt durch Moräste, Sperrengen und dichte Wälder, daß sie
bald aufhören mußte. Es kam noch zu mehreren heftigen Defilee—
gefechten, dann aber machten die Verfolger Halt. Howe entschloß
sich nunmehr, erst noch die vom Feinde besetzten Forts Washington
und Lee wegzunehmen und die Armee selbst wieder in die Nähe von
New NYork zurückzuführen. Die Wegnahme des Forts Washington
sollte General v. Knyphausen zufallen. Daß dieser Plan sehr bald
Washington bekannt wurde, und daß er mit einem beträchtlichen
Theile seiner Truppen den Engländern folgte, war bei der Feind—
seligkeit der Bevölkerung diesen gegenüber nicht wunderbar.
Am 13. November langte die englische Armee in der ins Auge
gefaßten neuen Stellung an, am 16. November wurde das Fort
Wajshington, dessen Besatzung etwa 3000 Mann stark war, von allen
Seiten, zum Theil über den Harlem-Fluß hinüber angegriffen und in
blutigem Kampfe erstürmt. Das Grenadier-Bataillon von Linsingen
war an diesem Sturme nicht betheiligt, wohl aber das Land grenadier—
Regiment Rall, dessen Geschichte mit derjenigen des hessischen Leib—
garde-Regiments wenigstens mittelbar zusammenhängt und deshalb
auch vielfach als eins betrachtet wird. Ein erkennbarer Stamm des
ehemaligen Regiments Rall ist jedoch im Jahre 1816 im Leibgarde—
Regiment direkt nicht mehr vorhanden gewesen, und so nehmen wir
von der Genealogie in solcher Beziehung Abstand. Es würde das
zu weit führen.
Mit dem Falle des Forts Washington war auch das Schicksal
des auf Jersey liegenden Forts Lee entschieden. Washington gab
selbst den Befehl zur sofortigen Räumung desselben, während er
selbst zu neuen Unternehmungen überging und einen Rechtsabmarsch
nach dem Delaware begann. Als Lord Cornwallis mit einem starken
Detachement, bestehend aus mehreren englischen Bataillonen, den
hessischen Jägern und Grenadier-Bataillonen Linsingen, Bock und
Minnigerode am 20. November auf Booten über den Hudson setzte,