Full text: Geschichte des Füsilier-Regiments von Gersdorff (Hessisches) Nr. 80 und seines Stamm-Regiments des Kurhessischen Leibgarde-Regiments von 1632 bis 1900

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Brooklyn selbst einzudringen versuchen. Er that dies in geschickter 
Weise und bekam, da sich der ihm gegenüber befindliche General 
Stirling an der Gowansbai zu spät zurückzog, noch Gelegenheit, auch 
hier den Feind in einer so mißlichen Gefechtslage zu finden, daß nicht 
diel für ihn zu retten war. Nach verzweifelter Gegenwehr ergab 
sich der größte Theil der Truppen Stirlings. 
Der Verlust der Amerikaner war groß, er betrug fast 2z6500 Mann 
an Todten, Verwundeten und Gefangenen; 15 Geschütze, 1 Haubitze, 
mehrere Fahnen, viele Munitionswagen waren erbeutet worden. 
Die Hessen allein nahmen 520 Mann gefangen, unter ihnen General 
Sullivan selbst und 35 andere Offiziere. Sie erbeuteten 5 Geschütze 
und 1 Fahne. Letztere, vom Grenadier-Bataillon v. Linsingen 
erobert, war von rothem Damast mit der Devise „Liberty“. Der 
Verlust der Hessen war nicht groß, die Engländer dagegen hatten 
derhältnißmäßig stark gelitten. 
Das Gefecht von Flatbush hatte bereis einige den Hessen recht 
ungewohnte Sachen zur Erscheinung gebracht. Die Offiziere hatten 
schon vorher auf Anrathen der Engländer ihre silbernen Abzeichen 
an der Uniform abgetrennt, um nicht von den Riflemans besonders 
aufs Korn genommen zu werden. Auch die Pferde hatten die höheren 
Offiziere, wenige ausgenommen, nicht mitgenommen, und so führten 
dieselben ihre Truppen meistens zu Fuß und unmittelbar. Viele 
hatten sich eine Büchse geben lassen und betheiligten sich an dem 
Feuergefecht gleich der Mannschaft. Diese aber hatte sich bereits 
einige bisher unerhörte, aber bei der hier herrschenden großen Hitze 
und der Wildheit des Kampfes erklärliche Freiheiten erlaubt, 
hatte sich die Kollets aufgeknöpft, die von grobem dicken Tuche 
waren, oder den schweren Säbel über die Brust gehängt u. A. m. 
Am sonderbarsten erschien aber allen Offizieren und Mannschaften 
die sich ihnen schnell aufdrängende Erfahrung, daß hier der Kampf 
ganz anders wie sonst geführt werden müsse, daß namentlich das 
Schützengefecht ausschlaggebend sei. Wir sehen bei ihnen nach und 
nach immer mehr, wenn auch mit Widerstreben, das Feuergefecht zur 
Hauptsache werden. Es ist bekannt, wie gerade die in diesem Kriege 
gemachten Erfahrungen maßgebend wurden auch für die sobald über 
Europa hereinbrechenden Kriege mit der französischen Revolution 
und deren Krönung, dem französischen Kaiserreich Napoleons. 
In dem Gefechte bei Flatbush war die alte Kampfweise noch 
der neuen gewachsen gewesen, weil Sullivans Stellung zu sehr aus—
	        
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