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ständischen angelegten Magazine zu zerstören, um ihnen die Lust an
weiterem Widerstande zu benehmen. Das bei dieser Gelegenheit ent—
standene Gefecht an der Brücke von Lexington am 19. April 1775
war jedoch nur zu Gunsten der Aufständischen verlaufen, und diese
hatten zum ersten Male verstehen gelernt, daß ihnen die Eigenart des
amerikanischen Buschgeländes wie ein natürlicher Bundesgenosse zur
Seite stand. Dies Gefecht war auch deshalb geradewegs das große
Signal für den ganzen Befreiungskampf geworden. Die Provinz
Connecticut, der reiche Nachbar Bostons, versuchte sich bereits
mit einer größeren Expedition, welche General Gage selbst von
seinen Verbindungen mit Canada abschneiden sollte, und es gelang
ihm auch, die beiden dafür entscheidenden Punkte Ticonderoga und
Erownpoint am George- und Champlain-See durch Ueberfall fort—
zunehmen. Damit noch nicht genug, sammelte sich eine etwa
20 000 Mann starke Armee, um den Engländern selbst bei Boston
auf den Leib zu gehen und sie auf ihre Schiffe zu treiben. Der
„Congreß“ zu Philadelphia aber ernannte zum Oberbefehlshaber
dieser Armee George Washington, einen bereits in manchem Kampfe
erprobten und allgemein hochgeachteten Mann. Washington über—
nahm am 3. Juli den Oberbefehl bei Boston. Zwar hatte General
Gage Ende Mai aus dem Mutterlande Verstärkungen unter Howe,
Clinton und Bourgoyne erhalten und versucht, nun die amerikanische
Einschließungslinie zu durchbrechen, aber die Amerikaner waren ihm
in der Besetzung des wichtigsten Punktes, der Höhe von Bunkershill,
zuvorgekommen, und so mißlang der Angriff gegen sie im Allgemeinen.
Ihre Hinterwälder-Art zu kämpfen, hatte zum zweiten Male den
Ausschlag gegeben.
Zum Glück für die Engländer waren die inneren Zustände in dem
neuen Heere sehr schlecht. Ohne Organisation und Disziplin, zum
Theil auch ohne Munition, ohne Verpflegung und Löhnung, und
doch wieder voll provinzieller Vorurtheile und Eifersüchteleien, drohte
der Armee eigentlich die völlige Auflösung, als Washington den Be—
fehl darüber übernahm. Nur mit großer Mühe gelang es ihm, dem
schon massenhaft gewordenen Auseinanderlaufen der unlustig Ge—
wordenen zu steuern, es wäre aber auch so noch das Ende der
ganzen Aufstandsbewegung vorauszusehen gewesen, wenn nicht plötz⸗
lich General Gage seines Kommandos enthoben und für ihn General
Howe mit dem Oberbefehl betraut worden wäre. Dieser räumte
Boston, ob auf Befehl oder nicht, das bleibt zweifelhaft. Er ging