Full text: Geschichte des Füsilier-Regiments von Gersdorff (Hessisches) Nr. 80 und seines Stamm-Regiments des Kurhessischen Leibgarde-Regiments von 1632 bis 1900

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Gegner von etwa 150 000 Mann, eine Schätzung, die auch an— 
nähernd*) richtig war. Wahrlich! es gehörte eine große Ueberzeugung 
von der Güte der Sache dazu, um mit seiner etwa 45 000 Manu 
starken Armee gegen eine solche Uebermacht noch weiter als Angreifer 
aufzutreten. 
Prinz Soubise versammelte bis Mitte Juni seine Armee bei 
Düsseldorf—Wesel — Rees, um dann über Essen — Bochum auf Dort— 
mund, dann auf Brakel — Unna (23. Juni) vorzugehen. Herzog 
Ferdinand hatte bei dem Vormarsch Soubises seine Truppen zu— 
sammengezogen und war gegen Soest vorgerückt. Er versuchte nun, 
seinen Gegner aus seiner festen Stellung bei Unna herauszulocken, 
dann aber eine Umgehung desselben in der linken Flanke; mit dieser 
hatte er bei der Unthätigkeit Soubises einen derartigen Erfolg, 
daß am 3. Juli nachmittags die alliirte Armee bei Brakel im Rücken 
der französischen stand. Soubise brach auf die Mittheilung hiervon 
eilends gegen Werl auf, weil ihm am 2. Juli die Nachricht zu— 
gekommen war, daß Broglio den General Spörken zum Rückzuge 
genöthigt habe und gegen Paderborn im Anmarsch sei. Herzog 
Ferdinand versuchte, Soubise noch zum Stehen zu bringen, und hoffte 
auch, General Spörken mit sich vereinigen zu können, aber es gelang 
leider nicht. Broglio vereinigte sich mit dem bei Werl in günstiger 
Stellung wartenden Soubise am 8. Juli, indem er bis Soest vor— 
rückte, und General Spörken war nach Lippstadt abgedrängt worden. 
Nur das bei Rüthen gestandene Korps Wangenheim vereinigte sich 
oorerst mit der Armee des Herzogs. Spörken selbst kam nur bis 
Herzfeld a. Lippe und sandte nur 7 Bataillone, 6 Eskadrons vorauf. 
Es erfolgte nun am 15. und 16. Juli zwischen der alliirten 
Armee und den beiden französischen Armeen die Entscheidungsschlacht 
unter recht gefährlichen Umständen für die erstere. Nur die mangelnde 
Uebereinstimmung, mit der französischerseits angegriffen wurde, brachte 
die große Ueberlegenheit des Feindes nicht zur Geltung, und mit Recht 
wurden später beide französische Führer ihrer Fehler wegen getadelt. 
Schlacht bei Die Stellung, die Herzog Ferdinand eingenommen hatte, war 
eaheren fest genug, hatte aber den Rücken von der Rückzugslinie abgewendet. 
lꝛbi. Sie war auch durch eine sumpfige Niederung, die der Aase, in zwei 
*) Soubise berechnete seine Armee zu 80 000 Mann, andere Angaben sagen 
100 000 Mann. Die Armee Broglios soll dem Soll nach 70 000 Mann stark 
gewesen sein, die Iststärke war 40 000 Mann.
	        
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