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erhalten. Er eilt selbst herbei und giebt Befehl, den Rückzug des
Bataillons nicht mehr zu behelligen, indem er, zu seinem Gefolge
gewendet, hinzufügt: „Ehren und schonen wir diese Braven.“ Auch
sendete er einen Trompeter zu Herzog Ferdinand mit dem Glück⸗
wunsch, daß derselbe solche braven Truppen unter seinem Befehl
habe. Oberst v. Schlotheim führte sein Bataillon dann über
die Eder hinüber, indem er die Fährte südwestlich Obermöllrich
benutzte.
Nach dem Rückzuge des Herzogs von Braunschweig hinter die
Diemel bezogen beide Parteien abermals Winterquartiere, nament—⸗
lich um die Truppen zu ergänzen. Die alliirte Armee hatte, wenn
es hoch kam, nur noch 30 000 Mann in ihren Reihen, von englischer
Seite standen jedoch 7000 Mann Rekruten in Aussicht, und auch
die hannoverschen und braunschweigischen Truppen konnten ihre
Etats wieder vervollständigen. Leider war dies letztere mit den
hessischen Truppen so wenig der Fall, daß der Herzog selbst vor—
schlug, die vier Garnison-Bataillone aufzulösen und in die zwölf
Infanterie-Regimenter einzureihen. Das Experiment wurde auch
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felddienstfähig waren oder sonst den Anforderungen des Krieges
nicht genügten. Im Uebrigen erbat und erhielt Herzog Ferdinand
wieder von König Friedrich das Versprechen, daß General Syburg,
der sich seit Langensalza mit der Reichsarmee beschäftigt hatte,
gegen Eisenach vorrücken und seine Operationen mit denen des
Herzogs ins Einvernehmen setzen solle.
Als die Operationen wieder begannen, war französischerseits Prinz
Soubise trotz aller Vorkommnisse mit der Führung einer der französischen
Armeen, der am Niederrhein, betraut worden, und gingen die Pläne
der französischen Regierung dahin, Münster, den Hauptstützpunkt
des Herzogs von Braunschweig in Westfalen, durch Soubise weg—
nehmen zu lassen, während Broglio desto freiere Hand in Hessen
behalten würde. Dies letztere wollte Frankreich als Faustpfand für
den Fall eines Friedens behalten, und von diesem sprach man in
Paris schon längere Zeit, ohne daß freilich die französische Flotte
auf größere Erfolge gegenüber der englischen zurückblicken konnte.
Demgegenüber hoffte Herzog Ferdinand, Soubise angreifen
zu können, ehe ihm Broglio zu Hülfe eilen konnte. General Spörken
sollte diesen mit 20000 Mann von der Diemel beobachten.
Der Herzog rechnete dabei auf eine Gesammtstärke seiner beiden