Full text: Geschichte des Füsilier-Regiments von Gersdorff (Hessisches) Nr. 80 und seines Stamm-Regiments des Kurhessischen Leibgarde-Regiments von 1632 bis 1900

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fanterie zählte nur vier schwache Bataillone Grenadiere. Das 
Grenadier-Bataillon Schlotheim, eines derselben, war an dem 
Dosenberge bei Uttershausen halten geblieben, um der Hauptkolonne 
Vorsprung zu lassen und den Truppen Montcheaus Aufenthalt zu 
bereiten. General Luckner selbst gelangte noch bis über die so⸗ 
genannte Kalbsburg hinaus und in die große Ebene zwischen 
Fritzlar—Wabern, als von Süden her jene Kavalleriemasse unter 
Broglio herankam. Unter solchen Verhältnissen konnte er nichts 
Anderes thun als seinen eigenen Marsch zu beschleunigen, was ihm 
auch gelang. Ohne Verlust erreichten seine Truppen die Eder 
und Fritzlar. 
Nur das Grenadier-Bataillon Schlotheim befand sich nicht 
unter ihnen. Dasselhe hatte seinen Rückzug zwar angetreten und 
wollte sich, in Karrees formirt, von Udenborn zunächst nach dem 
aus alten Eichen und Buchen bestehenden, damals sehr viel aus— 
gedehnteren sogenannten „Forst“ von Zennern ziehen, welcher vom 
Fuß der „Kalbsburg“ aus die große Straße nach Fritzlar begleitete. 
Oberst v. Schlotheim hatte die nur an 300 Mann starke Mann— 
schaft ermahnt, zu bedenken, wer sie wäre, hatte sie erinnert, daß er 
unerschütterliche Ruhe und pünktlichste Ausführung des Kommandos 
verlange, und nun war bereits nach einigen hundert Schritten die 
feindliche Kavallerie vor dem Bataillon. Oberst v. Schlotheims 
ruhige Stimme läßt das Bataillon halten, dann das Gewehr an— 
schlagen. Schon ist die feindliche Kavallerie auf Schußweite heran, 
aber noch läßt das Kommando zum Feuern auf sich warten. Jeden 
Augenblick einer ihnen entgegenkrachenden Salve entgegensehend, 
ziehen die feindlichen Reiter unwillkürlich die Zügel an und pariren 
endlich dicht vor der Front. Im Bataillon aber bewegt sich weder 
Mann noch Führer. Regungslos harren Alle des Kommandos 
zum Feuer. Da wendet sich die feindliche Kavallerie plötzlich, von 
einem unfaßbaren Grauen gepackt, und eilt fluchtartig zurück. Aber 
schon eilen neue Schwärme herbei, um die Attacke wieder auf⸗ 
zunehmen. Oberst v. Schlotheim hat seinen Weg fortgesetzt, er 
erreicht schon die schützende Waldung. Hier kann die Kavallerie 
nicht in Masse durchkommen, und sie läßt von ihm ab, in der Hoff— 
nung, seinen Rückweg noch zu belästigen, wenn er den Wald ver— 
lassen wird, um den Eder-Uebergang zu erreichen. Aber auch davor 
bewahrt ihn ein gütiges Geschick. Broglio hat die Meldung von 
der Haltung, mit der das Bataillon seinen Rückzug durchgeführt hat.
	        
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