Full text: Geschichte des Füsilier-Regiments von Gersdorff (Hessisches) Nr. 80 und seines Stamm-Regiments des Kurhessischen Leibgarde-Regiments von 1632 bis 1900

wandte sich ebenfalls nach Franken, und die Operationen rhein— 
abwärts stockten, ein Mißstand, der sich später sehr bemerkbar machen 
sollte. Dort saßen die Bischöfe von Cöln und Osnabrück, zwei 
streitbare und eifrige Verfechter der katholischen Sache und sehr 
bald die Stützen für alle Unternehmungen der im Nordwesten 
stehenden kaiserlichen oder ligistischen Generale. König Gustav 
erhielt nun zwar frühzeitig die beruhigende Nachricht von dem Ab— 
zuge Tillys von Nürnberg und konnte wieder an den Main 
zurückkehren. Mainz, Speyer, Germersheim und Mannheim fielen, 
der Pfalzgraf Otto Ludwig eroberte Bacharach, Oberwesel und 
Boppard, der Landgraf von Hessen-Cassel Falkenstein, Königstein und 
Caub. Die strenge Jahreszeit war jedoch hereingebrochen, und König 
Gustav Adolf mußte seine eigentlichen Pläne, um seinen Truppen 
die sehr nothwendige Ruhe in guten Quartieren zu gewähren, auf 
das nächste Jahr verschieben. Diese Pläne schienen jedoch viel Aus— 
sicht auf Erfolg zu haben, denn jetzt hatte sich sogar auch der noch 
sehr schwankende Kurfürst von Sachsen zur Aufstellung einer er— 
heblichen Streitmacht entschlossen und wollte gegen Böhmen vorgehen. 
Frühzeitig, am 3. März 1632, begannen die neuen Operationen 
des Königs nach Bayern. Er zog den von Tillh aus dem Bam— 
bergischen verdrängten General Horn, den er seinen „rechten Arm“ 
nannte, dann den kühnen General Baner und endlich den Herzog 
Wilhelm von Weimar an sich heran und rückte 40 000 Mann 
stark gegen Nürnberg vor. Nach der Wegnahme von Donauwörth 
kam es am 15. April zu der blutigen Schlacht am Lech bei 
Rein, in welcher Kurfürst Maximilian mit Tilly geschlagen wurde. 
Tilly, der „alte Teufel“, wie ihn der König nannte, wurde schwer 
verwundet und starb am 30. April in Ingolstadt, während sich der 
Kurfürst auf Regensburg zurückzog. König Gustav Adolf eroberte 
noch Augsburg und bedrohte München, während das sächsische Korps 
unter dem früher bei Wallenstein gedienten, jetzt aber in sächsische 
Dienste getretenen Arnim in Böhmen eindrang und Prag besetzte. 
Die kaiserlichen Erblande schienen bereits ernstlich gefährdet. 
In der Noth, in der er war, berief der Kaiser den eigentlich 
auf Betreiben des Kurfürsten Maximilian seines Kommandos ent— 
sobenen Wallenstein wieder an die Spitze seiner Armeen, obwohl 
er sich vor seiner Größe kaum selbst mehr sicher glaubte. Und 
ebenso schnell, wie es ihm ehemals gelungen war, hatte Wallen— 
stein eine bedeutende Streitmacht um sich versammelt. Vor ihm
	        
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