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Der Erbprinz von Braunschweig hatte seinen Marsch am
23. September von der Gegend Mehrhof— Uebelgönne auf Hamm
angetreten und traf am 29. September bei Dorsten ein. Seine
leichten Truppen überschritten in der Nacht zum 30. September
den Rhein bei Duisburg, führten einen Handstreich gegen Rheinberg
aus und verbreiteten Schrecken und Entsetzen in die dortige Gegend. Ein
anderer Handstreich folgte am 1. Oktober durch einen Theil der
Besatzung von Münster, der bei Rees über den Rhein ging und
bis in die Nähe von Wesel vorstieß. Cleve, das feste Schloß,
ergab sich nach einiger Drohung, und nun konnte zur Belagerung
von Wesel übergegangen werden. Schweres Geschütz war recht—
zeitig heranbeordert worden, und so konnte mit dem Erbauen der
Parallelen begonnen werden. Leider sollte sich die Ankunft des
Geschützes noch erheblich hinausziehen, da anhaltende Regengüsse
und schlechte Wege ungeheure Schwierigkeiten hervorriefen. Erst
am 10. bis 11. Oktober wurden infolgedessen die Laufgräben
wirklich eröffnet. Hätte der Erbprinz die nachlässige Art des
Dienstes in der Festung, wie sie zuerst war, gekannt, so hätte
wahrscheinlich ein sofortiger Sturm zum Ende geführt.
Die Besatzung der Festung bestand aus etwa 5 Bataillonen
— 2500 Mann. An Geschützen mangelte es nicht, wohl aber an der
Bedienung für sie. Die Einschließung wurde nun so vollzogen, daß
die aus Münster gekommenen drei Bataillone unter Oberst v. Ditfurth,
dabei die 2 Bataillone III. Garde —, jenseits des Rheines
bei Büderich hielten, während die Truppen des Erbprinzen von
Braunschweig diesseits des Stromes an die Festung herangingen.
Bis zum 10. Oktober zeigte der Vertheidiger demgegenüber
nur wenig Energie, als aber die Laufgräben eröffnet wurden, be—
gann er mit einer heftigen Beschießung derselben und mit Ausfällen.
Es mußten deshalb die Laufgräben stark besetzt werden. Erst am
13. Oktober waren 5 Batterien mit 48 Geschützen zum Feuern bereit
zu bringen. Nun begann der Geschützkampf, um leider ein schnelles
Ende zu finden.
Wir erwähnten Verstärkungen, welche dem Erbprinzen zukommen
sollten. In der That hatte der Herzog von Braunschweig, dessen
Hoffnungen sich bei den schnellen Detachirungen Broglios in jeder
Beziehung verwirklicht hatten, sich nicht nur angelegen sein lassen,
Verbindungen zwischen sich und dem Erbprinzen herzustellen, sondern
auch die an seinem rechten Flügel stehenden Generale Waldgrave
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