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iber den Zustand ihrer Truppen und über sie selbst zu informiren.
Früher hätte man sie abberufen und durch andere Generale ersetzt,
setzt besaß Frankreich keine besseren mehr.
Die Verfolgung der herzoglichen Armee zwang die Armee
Contades' und Broglios zum Rückzug erst hinter die Diemel, dann
nach dem 18. August hinter die Eder, endlich am 23. August
hinter die Ohm. Aber auch hier war ihres Bleibens nicht, denn
der Erbprinz von Braunschweig überfiel das Fischersche Freikorps
bei Wetter, Ziegenhain kapitulirte, Herzog Ferdinand aber ließ die
Stellung Contades' umfassen. Am 4. September setzte Contades den
Rückzug weiter fort, um bei Gießen eine feste Stellung zu beziehen.
Am 19. September stand ihm der Herzog gegenüber, während
General Wangenheim und Prinz Holstein bei Wetzlar den dort
stehenden Broglio beobachteten. Auch als nach der Abberufung
Contades' General Broglio am 2. November den Oberbefehl über
die französischen Streitkräfte übernommen hatte, glückte es ihm vor
der Hand nicht, seine Absicht, dem Herzog die Verbindungen auf Cassel
abzuschneiden, auszuführen. Der Erbprinz von Braunschweig trieb das
dazu bestimmte Truppenkorps des Herzogs von Württemberg wieder
ohne große Mühe nach Franken, woher es gekommen, zurück, und
Broglio selbst gab nunmehr seine Stellung bei Gießen auf. Am
5. Dezember ging die französische Armee nach Frankfurt a. M. zurück.
So günstig hiernach die Sachen standen, so wenig konnte
leider Herzog Ferdinand daraus Nutzen ziehen. Am 9. Dezember
detachirte er den Erbprinzen von Braunschweig auf Begehren des
Königs Friedrich II. mit 13 Bataillonen, 19 Eskadrons nach Sachsen,
woselbst diese Truppen bis Ende Februar des nächsten Jahres ver—
olieben. Der Herzog von Braunschweig konnte nichts Weiteres
thun, als sich selbst nunmehr vertheidigungsweise zu verhalten. Er
zog sich erst nach Marburg zurück, und als Broglio über Dillenburg
seine rechte Flanke zu bedrohen versuchte, genügte ein Handstreich
auf die dortige Besatzung (am 7. Januar 1760), um dem Feinde
die Lust an Weiterem zu benehmen. Beide Parteien bezogen nun
die Winterquartiere, die Franzosen vom 16. Januar 1760 ab von
Gießen bis in die Unterpfalz über Hanau— Aschaffenburg —Wertheim,
die Alliirten vom 18. Januar ab in Hessen unter Imhof (Haupt—
quartier Melsungen) und in Westfalen, wo die englischen Truppen
in das Bisthum Osnabrück verlegt wurden, während die übrigen
Theile der Armee nach dem Münsterischen zurückgingen.