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wollte nach Hahlen vorausreiten, erhielt aber von dem vorge—
sendeten Reitknecht die Meldung, daß der Feind bereits dort sei.
Nun bog er ab und eilte gegen Todtenhausen, wo sich dicker
Rauch bemerklich machte. Der sehr heftige Wind ließ Kanonen—
donner nicht vernehmen, in der That aber hatte jetzt das Gefecht
bei General v. Wangenheim bereits begonnen. Broglio hatte um
4Uhr morgens angegriffen, zum Glück freilich, ohne mit genügender
Artillerie versehen zu sein. Gleichzeitig vernahm Herzog Ferdinand
auch Gefechtslärm in der Gegend von Eichhorst, d. h. dem
Uebergang über das Moor gegenüber seinem rechten Flügel. Eine
feindliche Kolonne ging auch wirklich gegen diesen Flügel, wo nur
eine schwache Abtheilung zurückgeblieben war, vor, um zu demonstriren.
Der Herzog sandte deshalb noch dem zur Verbindung mit dem Erb—
prinzen bei Lübbecke aufgestellten General v. Gilsa (3 Bataillone,
l Eskadron — 2500 Mann) die Weisung zu, gegen Eichhorst vorzu—
gehen, er selbst ritt gegen Stemmern zurück und traf nun auf
den vorrückenden linken Flügel der Armee. Er befahl, die Truppen
desselben sollten, ohne auf die übrigen Kolonnen der Armee zu
warten, angreifen, sobald der Feind vor ihnen erscheine, dann eilte
er weiter. Leider hatte er sich in der Annahme geirrt, daß Hahlen
schon vom Prinzen Anhalt besetzt sei. Er mußte den Befehl dazu
nochmals geben. Prinz Anhalt ging nun gegen das Dorf vor,
nahm es auch ohne besonderen Widerstand, der abziehende Feind
teckte es jedoch in Brand. Es war 6 Uhr vormittags geworden.
Die Alliirten standen zwischen Hahlen —Stemmern aufmarschirt, der
inke Flügel hatte Fuhlung mit Wangenheim aufgenommen. Herzog
Ferdinand befahl nunmehr das Vorgehen der ganzen Armee. Die
Büsche und Waldstücke verbargen noch seine Bewegungen. Der
Herzog hatte in seinem Angriffsbefehl vom 31. Juli, 5 Uhr abends
die Armee in 4 Infanteriekolonnen, 2 Kavallerie- und 2 Artillerie—
kolonnen eingetheilt. Die erste Kolonne unter General Spörken
bestand aus englisch-hannoverscher, die zweite unter General Scheele
aus hannoverscher, die dritte unter General Wutginau aus hessischer,
die vierte unter General Imhof aus braunschweigischer Infanterie.
Die franuzösische Haupt-Armee hatte ihren Uebergang über das
Moor (die „Bastau“) unter vielen Reibungen und Unordnungen
oollzogen. Es dauerte bis 8 Uhr vormittags, ehe sie ihren Auf—
marsch beendete, und so traf der Angriff des Herzogs nur erst die
Kavallerie, welche sich im Centrum befand, in geschlossener Form.