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rückte die Armee des Herzogs Ferdinand wieder auf den Hohen
Stein, und da um diese Zeit ein Theil der schweren Artillerie eintraf,
so konnte wenigstens das Gefecht weiter fortgeführt werden. Wieder—
holt versuchte noch der Herzog, ein oder mehrere Bataillone gegen
Bergen und ebenso gegen den Vilbeler Wald vorzuschicken, aber er
verband damit, ebenso wie mit seinem Stehenbleiben überhaupt,
nur noch die Absicht, den Feind aus seiner Stellung herauszulocken,
oder aber die ganze schwere Artillerie abzuwarten und dann noch—
mals energisch anzugreifen. Leider trafen die 11 letzten Geschütze zu
spät ein, als daß an dies Letztere noch herangegangen werden konnte.
Der Herzog gab alles Weitere auf und ließ nur das Artillerie⸗
feuer bis zur Nacht fortsetzen. Broglio hatte nur noch seine letzten
Reserve-Bataillone nach der Nordseite von Bergen und Z3 sächsische
Bataillone gegen den rechten Flügel der Alliirten vorziehen
lassen, sonst aber seine Stellung nicht verändert. Auch als Herzog
Ferdinand um 10 Uhr abends den Rückzug nach Windecken antreten
ließ, folgte der Feind dem die Arrieregarde führenden Erbprinzen
von Braunschweig nur mit Patrouillen in refpektvoller Entfernung.
Dennoch war die Schlacht verloren, ja im Verhältniß zu ihrer Stärke
hatte die Armee bedeutenden Verlust gehabt. Daß das moralische
Uebergewicht dennoch auf ihrer Seite blieb, war das Verdienst des
Herzogs und seiner besonnenen und ruhigen Führung. Die Verluste
selbst waren auf alliirter Seite 2373 Mann, auf französischer etwa
1000 Mann. Daß in Frankreich eitel Freude über diesen Sieg
herrschte, bedarf nicht der Erwähnung, war doch Herzog Ferdinand
zum ersten Male geschlagen worden.
Die Ausnützung dieses Sieges durch Broglio blieb freilich eben—
so gering, wie sie beim Abbruch des Gefechtes gewesen war. Mit
Ausnahme einiger Anfälle der leichten französischen Truppen ge—
langte die alliirte Armee ziemlich unbehelligt über Hungen — Grün—
berg nach Ziegenhain, Prinz Holstein mit 6 Bataillonen, 16 Es—
kadrons, worunter das hessische Regiment „Garde“ und „Grenadiere“,
nach Fritzlar, endlich der Erbprinz von Braunschweig mit
7 Bataillonen, 7 Eskadrons nach Cassel.
Die nächsten Operationen umfassen beiderseits Hin- und Her⸗
züge, und zwar auf Seiten des Herzogs von Braunschweig zu dem
Zwecke, wieder bei Münster festen Fuß zu fassen, auf Seiten der
beiden französischen Armeen zu dem, ihn daran durch Bedrohung
seiner Verbindungen zu hindern. Contades führte zuerst seine