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Hessen vollständig verfeuert hatte, begannen sie sich mit Steinwürfen
zu vertheidigen. Auch das Feuer der vor dem Hauptthor aufge—
fahrenen Geschütze konnte weder die Verbarrikadirung desselben
sprengen, noch eine Bresche in die dicken Mauern des Schlosses
legen. So tobte der Kampf an fünf Stunden ohne Unterbrechung,
und bereits 200 Mann waren auf Seiten der Angreifer gefallen
oder verwundet; das vorderste Regiment der „Grenadiere“ hatte
allein einen Verlust von 180 Mann.*) Viele Offiziere waren ge—
fallen oder verwundet. Endlich wurde ein Offizier als Parlamentär
vorgeschickt, um die Besatzung zur Uebergabe aufzufordern; derselbe
wurde durch einen Steinwurf getödtet, aber kurze Zeit darauf
verlangte der Kommandant zu kapituliren. Prinz Holstein sah sich
angesichts der so außerordentlich braven Vertheidigung veranlaßt,
der Besatzung alle kriegerischen Ehren zuzugestehen, und so zog die⸗
selbe um die Mittagsstunde, nachdem man ihr noch an der Besei⸗
tigung der Verbarrikadirung hatte helfen müssen, mit klingendem
Spiele an den in Parade aufgestellten Angreifern vorüber. Sie
hatte sich verpflichtet, ein Jahr lang nicht mehr gegen die Alliirten
zu kämpfen.
Herzog Ferdinand erwähnte in seinem Bericht an König
Friedrich II. vom 9. April hauptsächlich das „Regiment Grenadiere“,
welches, wie er sagte, Wunder der Tapferkeit verrichtet habe.
Der Vertheidiger selbst, nach dem Bericht des Oberstlieutenants
v. Ried, bezeichnete es als eine Ehre, mit solchen tapferen Gegnern
eine Kapitulation eingegangen zu sein.
Am 12. April hatte Herzog Ferdinand mit der Armee Win—
decken erreicht. Hier wurde ein französisches Regiment fast über—
rascht, ihm seine Bagage und 100 Mann abgenommen. Broglio
selbst hatte indessen seit dem 11. April genaue Nachrichten über die
Ankunft des Herzogs und deshalb seine Armee bis zum 13. April
vormittags vollständig in eine Stellung zwischen BergenVilbel
vorgeführt, um dort die Entscheidung anzunehmen. Seine Streit—
kräfte betrugen immerhin 35 000 Mann, waren also denen des
Herzogs von Braunschweig noch immer überlegen. In Fulda waren
zur Deckung des dortigen Magazins 2000 Mann (hessisches
Bataillon Toll und Bataillon Bückeburg) zurückgelassen worden.
x) Nach Ditfurth: Das kurhessische Leib⸗Garde-Regiment, S. 27, Renouard
beziffert den Verlust des Angreifers auf 2 Offiziere, 20 Mann todt, 100 Mann
verwundet (R., Bd. II, S. 88.