Full text: Geschichte des Füsilier-Regiments von Gersdorff (Hessisches) Nr. 80 und seines Stamm-Regiments des Kurhessischen Leibgarde-Regiments von 1632 bis 1900

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Hessen vollständig verfeuert hatte, begannen sie sich mit Steinwürfen 
zu vertheidigen. Auch das Feuer der vor dem Hauptthor aufge— 
fahrenen Geschütze konnte weder die Verbarrikadirung desselben 
sprengen, noch eine Bresche in die dicken Mauern des Schlosses 
legen. So tobte der Kampf an fünf Stunden ohne Unterbrechung, 
und bereits 200 Mann waren auf Seiten der Angreifer gefallen 
oder verwundet; das vorderste Regiment der „Grenadiere“ hatte 
allein einen Verlust von 180 Mann.*) Viele Offiziere waren ge— 
fallen oder verwundet. Endlich wurde ein Offizier als Parlamentär 
vorgeschickt, um die Besatzung zur Uebergabe aufzufordern; derselbe 
wurde durch einen Steinwurf getödtet, aber kurze Zeit darauf 
verlangte der Kommandant zu kapituliren. Prinz Holstein sah sich 
angesichts der so außerordentlich braven Vertheidigung veranlaßt, 
der Besatzung alle kriegerischen Ehren zuzugestehen, und so zog die⸗ 
selbe um die Mittagsstunde, nachdem man ihr noch an der Besei⸗ 
tigung der Verbarrikadirung hatte helfen müssen, mit klingendem 
Spiele an den in Parade aufgestellten Angreifern vorüber. Sie 
hatte sich verpflichtet, ein Jahr lang nicht mehr gegen die Alliirten 
zu kämpfen. 
Herzog Ferdinand erwähnte in seinem Bericht an König 
Friedrich II. vom 9. April hauptsächlich das „Regiment Grenadiere“, 
welches, wie er sagte, Wunder der Tapferkeit verrichtet habe. 
Der Vertheidiger selbst, nach dem Bericht des Oberstlieutenants 
v. Ried, bezeichnete es als eine Ehre, mit solchen tapferen Gegnern 
eine Kapitulation eingegangen zu sein. 
Am 12. April hatte Herzog Ferdinand mit der Armee Win— 
decken erreicht. Hier wurde ein französisches Regiment fast über— 
rascht, ihm seine Bagage und 100 Mann abgenommen. Broglio 
selbst hatte indessen seit dem 11. April genaue Nachrichten über die 
Ankunft des Herzogs und deshalb seine Armee bis zum 13. April 
vormittags vollständig in eine Stellung zwischen BergenVilbel 
vorgeführt, um dort die Entscheidung anzunehmen. Seine Streit— 
kräfte betrugen immerhin 35 000 Mann, waren also denen des 
Herzogs von Braunschweig noch immer überlegen. In Fulda waren 
zur Deckung des dortigen Magazins 2000 Mann (hessisches 
Bataillon Toll und Bataillon Bückeburg) zurückgelassen worden. 
x) Nach Ditfurth: Das kurhessische Leib⸗Garde-Regiment, S. 27, Renouard 
beziffert den Verlust des Angreifers auf 2 Offiziere, 20 Mann todt, 100 Mann 
verwundet (R., Bd. II, S. 88.
	        
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