Full text: Geschichte des Füsilier-Regiments von Gersdorff (Hessisches) Nr. 80 und seines Stamm-Regiments des Kurhessischen Leibgarde-Regiments von 1632 bis 1900

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Erstürmung des 
Schlosses 
Ulrichstein in 
der Nacht zum 
7. April 1759. 
Zugänge und Mauern durch Steinhaufen und Geröll unersteiglich 
zu machen. Prinz Holstein hatte diese Expedition neben anderen 
auf seinem Vormarsch befohlen, um den Bedrückungen seitens der 
Franzosen in diesen Gegenden gegenüber möglichst scharfe Straf— 
gerichte verhängen zu lassen. Nach einer am 6. April durch den 
Prinzen selbst vorgenommenen Erkundung wurden die hessischen 
Bataillone Garde, Grenadiere, Erbprinz und Gilsa, sowie die 
Dragoner von Finkenstein nebst einigen leichten Truppen für die 
Nacht zum 7. April unter dem Befehl des Oberstlieutenants v. Ditfurth 
vom Regiment Grenadiere zum Angriffe befehligt. 
Im dichten Nebel sammelten sich die Truppen um 2 Uhr 
morgens bei dem Dorfe Eichelhain und gelangten unbemerkt vor 
Aubruch des Tages in das am Fuße des Burgberges gelegene Dorf 
Ulrichstein. Die Kavallerie mit den leichten Truppen umstellte den 
Berg, die Infanterie, ihre Zimmerleute mit Aexten und Sprengwerk— 
zeugen und die Grenadiere voran, rückte auf dem zu dem einzigen 
Eingangsthore führenden steilen Wege vor. Dem Vortrupp folgte 
Oberstlieutenant v. Ditfurth an der Spitze des Grenadier-Regiments 
nebst dessen Regimentsgeschützen. Das Thor wurde erreicht, ohne 
daß man auf den Feind gestoßen wäre, und ebenso gelang es, das 
Brückenthor aufzusprengen, ohne daß es seine schwache Besatzung 
hindern konnte. Schon drangen die Stürmenden über die Zug⸗ 
brücke und im ersten Anlauf auch in den Vorhof des Schlosses 
hinein, da empfing sie ein furchtbares Feuer von Seiten einer von 
dem französischen Grenadier-Capitän Chevalier de la Haulse schnell 
gesammelten Abtheilung, die das hoch ansteigende, enge Hauptthor 
zu dem eigentlichen Schloßgebäude vertheidigte. Die Vorhut stutzte, 
eine Menge Leute fielen, Oberstlieutenant v. Ditfurth wurde durch 
einen schweren Steinwurf zu Boden gestreckt. Alles wich unwill— 
rürlich nach dem äußeren Thor zurück, was dem Vertheidiger die 
Zeit gab, das innere Thorgewölbe noch durch eine aus Balken, 
Hausgeräth und Steinen hergestellte Verbarrikadirung vollkommen 
zu sperren und auch sonst alle Oeffnungen zu schließen. Die ganze 
Besatzung des Schlosses hatte den Umkreis um das Hauptthor be— 
setzt, als die Angreifer den Sturm nochmals versuchten und mit 
inzwischen herbeigeschafften Sturmleitern auf anderen Stellen 
in das Schloß einzudringen begannen. Ueberall trat ihnen der 
energischste Widerstand entgegen, und als die Besatzung ihre Mu— 
nition nach stundenlangem Kampfe und wiederholten Stürmen der
	        
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