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Erstürmung des
Schlosses
Ulrichstein in
der Nacht zum
7. April 1759.
Zugänge und Mauern durch Steinhaufen und Geröll unersteiglich
zu machen. Prinz Holstein hatte diese Expedition neben anderen
auf seinem Vormarsch befohlen, um den Bedrückungen seitens der
Franzosen in diesen Gegenden gegenüber möglichst scharfe Straf—
gerichte verhängen zu lassen. Nach einer am 6. April durch den
Prinzen selbst vorgenommenen Erkundung wurden die hessischen
Bataillone Garde, Grenadiere, Erbprinz und Gilsa, sowie die
Dragoner von Finkenstein nebst einigen leichten Truppen für die
Nacht zum 7. April unter dem Befehl des Oberstlieutenants v. Ditfurth
vom Regiment Grenadiere zum Angriffe befehligt.
Im dichten Nebel sammelten sich die Truppen um 2 Uhr
morgens bei dem Dorfe Eichelhain und gelangten unbemerkt vor
Aubruch des Tages in das am Fuße des Burgberges gelegene Dorf
Ulrichstein. Die Kavallerie mit den leichten Truppen umstellte den
Berg, die Infanterie, ihre Zimmerleute mit Aexten und Sprengwerk—
zeugen und die Grenadiere voran, rückte auf dem zu dem einzigen
Eingangsthore führenden steilen Wege vor. Dem Vortrupp folgte
Oberstlieutenant v. Ditfurth an der Spitze des Grenadier-Regiments
nebst dessen Regimentsgeschützen. Das Thor wurde erreicht, ohne
daß man auf den Feind gestoßen wäre, und ebenso gelang es, das
Brückenthor aufzusprengen, ohne daß es seine schwache Besatzung
hindern konnte. Schon drangen die Stürmenden über die Zug⸗
brücke und im ersten Anlauf auch in den Vorhof des Schlosses
hinein, da empfing sie ein furchtbares Feuer von Seiten einer von
dem französischen Grenadier-Capitän Chevalier de la Haulse schnell
gesammelten Abtheilung, die das hoch ansteigende, enge Hauptthor
zu dem eigentlichen Schloßgebäude vertheidigte. Die Vorhut stutzte,
eine Menge Leute fielen, Oberstlieutenant v. Ditfurth wurde durch
einen schweren Steinwurf zu Boden gestreckt. Alles wich unwill—
rürlich nach dem äußeren Thor zurück, was dem Vertheidiger die
Zeit gab, das innere Thorgewölbe noch durch eine aus Balken,
Hausgeräth und Steinen hergestellte Verbarrikadirung vollkommen
zu sperren und auch sonst alle Oeffnungen zu schließen. Die ganze
Besatzung des Schlosses hatte den Umkreis um das Hauptthor be—
setzt, als die Angreifer den Sturm nochmals versuchten und mit
inzwischen herbeigeschafften Sturmleitern auf anderen Stellen
in das Schloß einzudringen begannen. Ueberall trat ihnen der
energischste Widerstand entgegen, und als die Besatzung ihre Mu—
nition nach stundenlangem Kampfe und wiederholten Stürmen der