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lichen Vortruppen gestoßen war. Am 30. März wurde der Marsch,
während die beiden Kolonnen Holstein und Menburg bei und in
Fulda eintrafen, fortgesetzt und am folgenden Tage über Hersfeld
Ostheim erreicht. Hier erfolgte ein kleines Gefecht mit österreichischer
Kavallerie und würzburgischer Infanterie. Am 1. April wurde Mei—
ningen erreicht, wo man eine aus 2 Bataillonen und etwas Kavallerie
bestehende Abtheilung Reichstruppen überfiel und gefangen nahm. Ebenso
gelang ein Ueberfall auf ein Dorf bei Tann, wo2 österreichische Kaval—
lerie-Regimenter zersprengt wurden, und schließlich noch ein solcher auf
Wasungen, wo ein cölnisches Bataillon sich nach einigen Schüssen
ergab. Am 2. April endlich stieß der Erbprinz auf General Arberg
selbst, der bei Schmalkalden mit etwa 6000 Mann energischen
Widerstand leistete, aber zum verlustreichen Rückzug gezwungen wurde.
Der Erbprinz folgte dem Feinde am 3. April noch bis in die
Gegend von Suhl —Schleusingen, dann aber hielt er seinen Auftrag
für erfüllt und marschirte über Dermbach — Geisa—Hünfeld wieder
zu der Armee zurück.
Dieser Vorstoß gegen die Reichsarmee war erfolgreich gewesen,
aber Herzog Ferdinand hatte seinetwegen 10 Tage in Fulda Halt
gemacht. Der Erbprinz traf am 7. April daselbst wieder ein, am
10. April erst begannen die weiteren Märsche der herzoglichen Armee.
Das war für den vorliegenden Hauptzweck zu spät, namentlich da
nach sicheren Nachrichten nunmehr 10 000 Mann der Armee des
Marschalls Contades unter St. Germain im Marsche zu Broglio
waren. Als am 12. April nach höchst beschwerlichem drei—
tägigen Marsch über Büdingen die Gegend von Windecken erreicht
wurde, hatte die Vereinigung dieses Korps mit der Armee Broglios
noch nicht stattgefunden, aber der nächste Tag brachte sie und damit
für den Verlauf der Dinge eine viel größere Gefahr, als sie von
der seit Roßbach zu nichts mehr fähigen Reichsarmee zu befürchten
gewesen war.
Während der Ruhepause in Fulda war noch jene Erpedition
vor sich gegangen, welche unsere beiden Stamm-Regimenter „Garde“
und „Grenadiere“ besonders zur Auszeichnung gelangen lassen sollte,
der Angriff auf das Schloß Ulrichstein, welches von einem Theil
des Fischerschen Streifkorps, 150 Mann, 30 Pferde, unter Oberst—
lieutenant v. Ried besetzt war.' Das Schloß liegt auf sehr hohem
steilen Berge, und der Vertheidiger hatte bei dem Anmarsch der
Kolonne Holstein nach Oberhessen alles Mögliche gethan, um die