Full text: Geschichte des Füsilier-Regiments von Gersdorff (Hessisches) Nr. 80 und seines Stamm-Regiments des Kurhessischen Leibgarde-Regiments von 1632 bis 1900

— 188 
die Schnelligkeit seiner Bewegungen Contades täuschen oder ihm 
zuvorkommen zu können, wenn er Broglio unterstützen wollte. Leider 
unternahm er dabei zuviel, denn anstatt gleich gegen diesen Letzteren 
vorzugehen, wählte er, um sich selbst frei von Bedrohungen seitens 
der Reichsarmee zu machen, den Umweg, erst in der Richtung auf 
sie vorzustoßen und dann erst gegen Broglio selbst sich zu wenden. 
Dies sollte seinen ganzen Plan zu nichte machen. Für den Ruhm 
unserer beiden Stamm-Regimenter „Garde“ und „Grenadiere“ sollte 
reilich dieser Zug gerade von größerer Bedeutung werden. 
Herzog Ferdinand hatte die Truppen, die unter dem Erbprinzen 
von Braunschweig bei Paderborn gestanden hatten, sowie die unter 
Prinz Holstein in das Sauerland detachirten, zu dem Zuge nach 
Hessen bestimmt. Diese beiden Korps vollzogen bis zum 23. März 
ihren Vereinigungsmarsch zu Prinz Yenburg über Warburg und 
über Brilon nach Cassel, wo Herzog Ferdinand selbst am 24. März 
eintraf. Bei Münster —Osnabrück waren die Generale Spörken und 
Sackville verblieben. Die kleine Armee bei Cassel erhielt die vor— 
läufige Eintheilung, daß der Erbprinz die Avantgarde bezw. das 
Centrum führte, während Prinz Holstein den rechten Flügel, Prinz 
Ysenburg den linken übernahm. Die Avantgarde zählte 5 Bataillone 
Hannoveraner, 5 Bataillone Hessen, darunter das Regiment Hanau, 
1Bataillon Braunschweiger, 6 Eskadrons hannoverscher und 10 Es— 
kadrons hessischer Kavallerie, und sollte über Fulda, bis wohin ihr 
die Armee folgen wollte, nach der Werra vorstoßen, um dort die 
Reichsarmee, bezw. General Arberg zu überraschen. Die Kolonne 
Holstein war stark 5 Bataillone Hessen, darunter das „Garde“- und 
„Grenadier“-Regiment, dazu 10 Eskadrons preußischer, 2 hessischer 
Kavallerie, und sollte von Fritzlar über Homberg —Schwarzenborn 
bis Stockhausen nahe Fulda vormarschiren. Die Kolonne Ysenburg 
endlich, mit welcher Herzog Ferdinand selbst marschirte, zählte 
Bataillone Braunschweiger, 2 Bataillone Hessen und 1 Bataillon 
Bückeburger. Leichte Truppen*) sind bei diesen Zahlen nicht mit 
eingerechnet. 
Am 24. März begannen die Bewegungen der Avantgarde. Dieselbe 
erreichte bis zum 28. März über Melsungen — Rotenburg — Hersfeld 
ihr erstes Ziel Fulda, nachdem sie bei Hersfeld auf die ersten feind— 
x*) Als „leichte“ Truppen galten damals die Husaren, Jäger zu Pferd und 
zu Fuß, Frei-Bataillone u. s. f. Sie wurden fast immer außerhalb der eigent— 
ichen Armee verwendet und auch berechnet.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.