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während die französischen Streitkräfte sich mit Einschluß eines aus
den entflohenen Kriegsgefangenen von Pirna in Ungarn neu auf⸗
gestellten sächsischen Korps von 10 000 Mann insgesammt auf
etwa 120 000 Mann beliefen. Andererseits hatte Herzog Ferdinand
von dem zwischen Dresden und Zwickau stehenden Prinzen
Heinrich das Versprechen erhalten, daß derselbe bei einem
Vormarsch der Franzosen und Reichstruppen gegen Hessen von
Thüringen her direkte Hülfe senden werde, sofern er nicht selbst an⸗⸗
gegriffen sei.
Herzog Ferdinand erhoffte noch eine Truppensendung von
Seiten des Königs Friedrich II. selbst, aber dieser benachrichtigte
ihn am 14. Januar, daß seine Lage ihm jede Entsendung verböte.
Der Herzog sah sich deshalb vorläufig zum Abwarten verurtheilt,
er erkannte zugleich deutlich, daß dieses Abwarten seinen Plan halb zer—
stören mußte. Anfang Februar drang dann ein österreichisches Hülfs—
korps bei der Reichsarmee — 4 Infanterie-Regimenter, 3 Kavallerie⸗
Regimenter stark — unter General Arberg mit Reichstruppen zusammen
bis ins Hersfeldsche vor, während von Hanau aus leichte Truppen,
das Fischersche Streifkorps, gegen Marburg und Fulda vorstießen.
Zwar war die Reichsarmee selbst in großer Besorgniß vor einem
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Prinzen Heinrich, und auch die auf Befehl des Herzogs Ferdinand
nunmehr Ende Februar gegen die Truppen Arbergs und Fischers
vorgeschickten Truppen unter General v. Urff verbreiteten bald
überall Bestürzung und Schrecken, wo sie erschienen. Dennoch hielt
sich General Arberg noch weiter, und selbst eine Entsendung einer
größeren Kolonne von J Bataillonen, 10 Eskadrons von Seiten des
Prinzen Heinrich über Erfurt — Gotha— Eisenach half dagegen nur
eine Zeit lang.
Die Sachlage war im Anfang des März derartig, daß
Prinz Menburg sich den von allen Seiten heranrückenden Kräften
gegenüber nicht mehr halten konnte, wenn ihm nicht schnelle
Hülfe kam. Auch die Soubisesche Armee hatte einen entschlosseneren
und fähigeren Führer erhalten, den Herzog von Broglio. Soubise
war endlich, nachdem er noch wegen seines Sieges bei Lutterberg am
19. Oktober 1758 zum Marschall ernannt worden war, Anfang
Februar seines Kommandos enthoben worden. Herzog Ferdinand
hielt es angesichts dieser ganzen Verhältnisse für unabweislich, sofort
gegen Hessen, zu Menburg abzumarschiren, in der Hoffnung, durch