36
den schamlosen Befehl, wieder wie zu den Zeiten Ludwigs XIV. die—
enigen Länder zu verwüsten, welche dem Gegner Unterhalt geben
connten, hier Westfalen und Hessen. Westfalen wurde glücklicherweise
zurch die Truppen des Herzogs von Braunschweig vor diesem Elend be—
vahrt; sie bezogen sehr hald Quartiere im Südtheil des Landes.
Prinz Soubise ging nach dem Hanauischen erst zurück, nachdem er
den barbarischen Befehl in Hessen 3. Th. ausgeführt hatte.
Decr Feldzug 1758 schloß zwar mit einer defensiven Haltung
des Herzogs Ferdinand, aber sein Name hatte vorher Schrecken und
Entsetzen bis in das Land des Feindes selbst hineingetragen. Leider
waren die gleichzeitigen Ereignisse auf dem großen Kriegsschauplatze
in Sachsen und in der Mark den nunmehr vereinigten Russen und
Desterreichern gegenüber für König Friedrich zum Theil sehr un—
zlücklich gewesen; der Tag von Hochkirch in der Nacht zum 14. Ok—
lober hatte ihn an den Rand des Verderbens gebracht, und nur sein
hoher, zu Allem entschlossener Geist hielt ihn und seinen Stern
aufrecht. —
Der Feldzug 1759.
Herzog Ferdinand hatte bald nach dem Beziehen der Winter⸗
quartiere den Plan gefaßt, sich überraschend auf die nur 26000 Mann
tarke Armee Soubises zu werfen, ehe Contades ihm zu Hülfe eilen
könnte. Das war dadurch erschwert worden, daß Prinz Soubise am
2. Januar 17659 Frankfurt a. M. durch List weggenommen und
damit einen sicheren Verbindungsposten mit Contades wie mit der
zwischen Bamberg — Hof überwinternden Reichsarmee unter dem
Herzog von Zweibrücken (28 000 Mann) gewonnen hatte. Daß
Contades sehr wachsam sei, zeigten alle vom Rhein anlangenden
Nachrichten, ja es sollten etwa 10 000 Mann seiner Truppen Be—
fehl zur Marschbereitschaft erhalten haben, um an den Main
zu rücken.
Was die alliirte Armee anbetraf, so hatte sie zwar Verstärkungen
erhalten, konnte jedoch trotzdem — Alles eingeschlossen — höchstens
75 000 Mann zählen — und das auch nur nach dem „Soll“x) —.
*) Dieses „Soll“ ist sehr hoch gegriffen. Der Herzog ließ bei seinem Zuge
zegen Soubise 25 000 Mann unter Spörken und Sackville in den Bisthümern
Münster und Osnabrück, während er selbst 29 000 Mann mitnahm; das wären
Asgesammt 54000 Mann.