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vollständigen Sieg rechnen könne. Prinz Soubise war die Weisung
zugegangen, sich über Ober-Lahnstein in Marsch zu setzen, um zu
Clermont zu stoßen, und dieser sollte auch noch 6G00 Mann Württem—⸗
berger Verstärkung erhalten.
Am 13. Juni war Clermont bis Moeurs gekommen, am
15. Juni rückte er mit der Armee bis Neuß, während General
St. Germain bei Crefeld Stellung nahm. Der Herzog von Braun—
schweig erschien vor diesem am 16. Juni und entschloß sich, namentlich
seiner eigenen immerhin bedrohlichen Lage wegen, anzugreifen.
Während der dahin abzielenden Bewegungen der alliirten Armee
hatte Clermont jedoch auch den Entschluß gefaßt, die Entscheidung
Jerbeizuführen, und war mit dem Gros seiner Truppen gegen
Crefeld vorgerückt. Am 20. Juni stand die französische Armee ver—
ammelt in einer festen Stellung, die sich von Fischelen bis zu der
'ogenannten Stockhütte, nordöstlich des Dorfes Anrad hinter einer
Landwehr“, hier einem durchaus vertheidigungsfähigen, hohen und
tark profilirten Damme, der einen dreifachen Graben enthielt und
ceichlich mit Bäumen und Büschen besetzt war.
Herzog Ferdinand hatte bereits am 19. Juni selbst rekognoszirt;
er sah, daß ein Angriff auf diese Stellung wegen des mit vielen
nassen Gräben, Hecken, Dämmen und Gehölzen bestandenen Vor—
geländes kein leichter sein werde. Er rekognoszirte auch am folgenden
Tage wieder, am 21. und 22. Juni ebenfalls, bis er jede Einzelheit
des Geländes kannte. Und mit doppeltem Rechte, denn der Feind that
nichts, um ihn daran zu hindern. Clermont wartete thatenlos das
Weitere ab, und der Herzog wußte ebenso gut, daß er keine Chance
übersehen durfte. Er mußte siegen. Auch während der Schlacht
beobachtete er dann noch von dem hohen Kirchthurm von St. Antonius
die Bewegungen seiner Truppen und die Maßnahmen des Feindes.
Die Armee hatte in der Linie Hüls—Kempen ein Lager be—
zogen. Nun sollte sie mit dem linken Flügel unter General Spörken
12 Bataillone, 23 Eskadrons und dem Haupttheil der Artillerie)
die feindliche Front einmal von Crefeld her, das andere Mal über
St. Antonius beschäftigen, während der rechte Flügel über Vorst, Kehn
und Berschel eine Umgehung des feindlichen linken Flügels ausführen
sollte. Der Umfstand, daß von dem westlichen Ende der Landwehr
einer der breiten Wassergräben sich in einem vielfach mit Wald,
Busch, Gärten und Heidehöfen besetzten undurchdringlichen Gelände
derlor, verwies den Angreifer hier zwar auf eine einzige, zum Theil
Geichichte des Füs. Reats. von Gersdorff (Hess.) Nr. 80.
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die Schlacht bei
Crefeld am
23. Amnni 1758.