Full text: Geschichte des Füsilier-Regiments von Gersdorff (Hessisches) Nr. 80 und seines Stamm-Regiments des Kurhessischen Leibgarde-Regiments von 1632 bis 1900

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Während der hier besprochenen Operationen vom 17. Februar 
ab hatten unsere beiden Stamm-Regimenter eine besondere Ver— 
wendung nicht gehabt, aber der allgemeine Umschwuug der Ver— 
hältnisse, der ununterbrochene Siegeszug hatte auch bei ihnen die 
lange Zeit sehr niedergedrückte Stimmung verscheucht. Jedermann 
wetteiferte, um mit Theil zu haben an den Ehren und Siegen, die 
hier zu erringen waren, und wie die kleine Armee des Herzogs nach 
allen Stimmen der Zeitgenossen eine wunderbare Einheit der 
Tüchtigkeit, Bravour und Straffheit darbot, so mag dies wohl auch 
in Bezug auf die beiden Garde-Bataillone der Hessen Geltung ge— 
habt haben. 
Die Armee marschirte, wie angedeutet, in zwei Hauptkolonnen 
bis an den Rhein; der linken Kolonne des Herzogs Ferdinand ge⸗ 
hörten auch unsere beiden Regimenter „Garde“ und „Grenadiere“ 
an. Wir müssen bei ihr ferner noch ein anderes, das „hessen— 
hanauische Landmiliz-Bataillon“ erwähnen. Dieses zählte 
zur Brigade Gilsa und scheint bei Hastenbeck unter den Bataillonen 
gewesen zu sein, die dieses Dorf zu vertheidigen hatten. Wir werden 
es von jetzt ab näher zu verfolgen haben, denn es verschmolz später 
mit dem hessischen Regiment „Grenadiere“, wie noch auszuführen sein 
wird. Näheres über sein Auftreten ist jedoch erst bei Crefeld zu 
verzeichnen. Von dem Regiment „Garde“ ist noch zu erwähnen, daß 
es bei dem ersten größeren Zusammenstoß des Herzogs mit dem 
Feinde jenseits des Rheins, in dem Gefecht bei Rheinberg — Kloster 
Kamp am 12. Juni, bei der auf letzteren Punkt angesetzten Kolonne 
des Prinzen Holstein eingetheilt war, welche den feindlichen linken 
Flügel umfassen sollte. Leider verfehlte diese Bewegung durch ver— 
schiedene Umstände ihr Ziel, und es kam nur zu einem Frontal— 
gefecht, welches von Herzog Ferdinand selbst abgebrochen wurde. 
Die französische Armee zählte noch immer 42 000 Mann, die 
des Herzogs von Braunschweig etwa 30 000 Mann, die heran⸗ 
nahende Entscheidung der Waffen war also auch unter den augen— 
blicklichen Verhältnissen noch immer eine Probe auf die Tüchtigkeit 
der Truppen und ihrer Führer. 
Graf Clermont hatte sich nach dem Gefecht von Rheinberg noch 
weiter nach Süden zurückgezogen, angeblich weil er die Stellung des 
Herzogs Ferdinand für zu stark hielt. Obgleich man in Ver— 
sailles an eine nachdrückliche Offensive dachte, hatte ihm seine Re— 
gierung doch vorerst Abwarten empfohlen, wenn er nicht auf einen
	        
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