176
Während der hier besprochenen Operationen vom 17. Februar
ab hatten unsere beiden Stamm-Regimenter eine besondere Ver—
wendung nicht gehabt, aber der allgemeine Umschwuug der Ver—
hältnisse, der ununterbrochene Siegeszug hatte auch bei ihnen die
lange Zeit sehr niedergedrückte Stimmung verscheucht. Jedermann
wetteiferte, um mit Theil zu haben an den Ehren und Siegen, die
hier zu erringen waren, und wie die kleine Armee des Herzogs nach
allen Stimmen der Zeitgenossen eine wunderbare Einheit der
Tüchtigkeit, Bravour und Straffheit darbot, so mag dies wohl auch
in Bezug auf die beiden Garde-Bataillone der Hessen Geltung ge—
habt haben.
Die Armee marschirte, wie angedeutet, in zwei Hauptkolonnen
bis an den Rhein; der linken Kolonne des Herzogs Ferdinand ge⸗
hörten auch unsere beiden Regimenter „Garde“ und „Grenadiere“
an. Wir müssen bei ihr ferner noch ein anderes, das „hessen—
hanauische Landmiliz-Bataillon“ erwähnen. Dieses zählte
zur Brigade Gilsa und scheint bei Hastenbeck unter den Bataillonen
gewesen zu sein, die dieses Dorf zu vertheidigen hatten. Wir werden
es von jetzt ab näher zu verfolgen haben, denn es verschmolz später
mit dem hessischen Regiment „Grenadiere“, wie noch auszuführen sein
wird. Näheres über sein Auftreten ist jedoch erst bei Crefeld zu
verzeichnen. Von dem Regiment „Garde“ ist noch zu erwähnen, daß
es bei dem ersten größeren Zusammenstoß des Herzogs mit dem
Feinde jenseits des Rheins, in dem Gefecht bei Rheinberg — Kloster
Kamp am 12. Juni, bei der auf letzteren Punkt angesetzten Kolonne
des Prinzen Holstein eingetheilt war, welche den feindlichen linken
Flügel umfassen sollte. Leider verfehlte diese Bewegung durch ver—
schiedene Umstände ihr Ziel, und es kam nur zu einem Frontal—
gefecht, welches von Herzog Ferdinand selbst abgebrochen wurde.
Die französische Armee zählte noch immer 42 000 Mann, die
des Herzogs von Braunschweig etwa 30 000 Mann, die heran⸗
nahende Entscheidung der Waffen war also auch unter den augen—
blicklichen Verhältnissen noch immer eine Probe auf die Tüchtigkeit
der Truppen und ihrer Führer.
Graf Clermont hatte sich nach dem Gefecht von Rheinberg noch
weiter nach Süden zurückgezogen, angeblich weil er die Stellung des
Herzogs Ferdinand für zu stark hielt. Obgleich man in Ver—
sailles an eine nachdrückliche Offensive dachte, hatte ihm seine Re—
gierung doch vorerst Abwarten empfohlen, wenn er nicht auf einen