Full text: Geschichte des Füsilier-Regiments von Gersdorff (Hessisches) Nr. 80 und seines Stamm-Regiments des Kurhessischen Leibgarde-Regiments von 1632 bis 1900

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Verfolgung der Armee Clermonts selbst beschäftigt. Eine linke 
Seitenabtheilung seiner Armee unter dem Prinzen von Holstein 
hatte sich über Bielefeld — Dülmen auf die Fährte Clermonts gesetzt, 
während der Herzog selbst mehr nördlich vorrückte. Nur dieses 
Seitenkorps hatte einige Zusammenstöße mit dem Feinde, der einen 
ernsthaften Widerstand nicht mehr leistete. In der That war die 
rauzösische Armee, wie sie im Augenblicke sich zeigte, fast un⸗ 
»rauchbar, und auch Graf Clermont hielt sie dafür. Dennoch war 
sie wieder die einzige, welche Frankreich zur Zeit überhaupt besaß, 
und so ist es wohl zu erklären, daß ihr Führer zufrieden war, 
etzt hinter dem Rhein zu stehen, und daß er vorher alle Stellungen 
ohne Widerstand aufgegeben hatte. Nicht zufrieden freilich mit dem 
Ergebniß dieser Art Kriegführung war man in Versailles. Clermont 
vurde schleunigst abberufen und durch den Marquis von Contades 
ersetzt mit dem Befehl, sofort die Offensive zu ergreifen und den 
derzog von Braunschweig zur Entscheidungsschlacht zu zwingen. 
Ob sie gewonnen oder verloren wurde, schien vor der Hand un— 
wichtig. Das militärische Ansehen Frankreichs hatte nach Roßbach und 
aach diesem fluchtartigen Rückzuge der Haupt-⸗Armee so bedenklich 
Jelitten, daß man wenigstens zeigen wollte, Frankreich habe noch 
ine Armee. Ehe Contades ankommen konnte, fiel jedoch schon die 
Entscheidung. 
Herzog Ferdinand hatte seine Truppen in der Gegend von 
Münster einige Zeit in Quartiere verlegt und nur Vortruppen dem 
Rheine genähert. Er hatte außerdem den Prinzen Menburg mit 
einem stärkeren Korps nach Hessen abgesandt, um dem im Hanauischen 
stehenden Soubise entgegentreten zu lassen. Am 29. Mai rückte 
die alliirte Armee wieder vor, um nun auch den Rhein zu über— 
schreiten. In sehr geschickter Weise verstand Herzog Ferdinand den 
Feind über den ins Auge gefaßten Uebergangspunkt zu täuschen 
und den Uebergang über den Strom in der Nacht zum 2. Juni 
bei Emmerich zu vollziehen. Am 3. Juni stand seine Armee jenseits 
des Stromes und zwar zugleich so, daß sie die sehr breite Auf⸗ 
stellung der feindlichen Armee zwischen Düss eldorf—Wesel von Norden 
her aufrollen konnte. Vergeblich suchte Clermont seine Armee 
schnell bei Rheinberg zu versammeln, um dort Widerstand zu leisten. 
Zeine Truppen wurden überall zurückgeworfen, und erst bei Crefeld 
gelang es ihm, aber auch nur vollkommen in der Vertheidigung, dem 
Herzog mit versammelter Kraft entgegenzutreten.
	        
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