Full text: Geschichte des Füsilier-Regiments von Gersdorff (Hessisches) Nr. 80 und seines Stamm-Regiments des Kurhessischen Leibgarde-Regiments von 1632 bis 1900

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marsches der Russen in Preußen zurück und beließ sie nur auf 
dringendste Vorstellungen des Herzogs Ferdinand. 
Bei diesem ganzen Stand der Dinge war der Plan des 
Herzogs, den er jetzt namentlich durch einen überraschend frühen 
Aufbruch aus den Winterquartieren (am 17. Februar) in die Wege 
leitete, ein bewundernswürdiger. Zuerst wollte er Bremen, das die 
Franzosen am 16. Januar als Hülfstruppen des Kaisers besetzt 
hatten, nehmen, um möglichst bald an der Weser einen freien Aus— 
fallspunkt zu besitzen, dann aber wollte er hineinstoßen in die feind— 
liche Aufstellung, um die Gruppe in Hannover von der in West— 
falen zu trennen. Gelang dies, so war vielleicht die feindliche 
Haupt-Armee östlich der Weser abzuschneiden. 
In der That überraschten schon die ersten Bewegungen der 
alliirten Armee den Feind derartig, daß das bei Bremen stehende 
Korps des Generals St. Germain, um nicht abgeschnitten zu 
werden, am 23. Februar gegen Osnabrück abzog, während ein 
aunderes ebenso eilig seinen Aufstellungspunkt Verden verließ und 
damit der alliirten Armee die Aller-Linie preisgab. Erst als 
der Herzog nunmehr diesen Fluß passirte, gegen Minden vor— 
marschirte und sich das vom Erbprinzen von Braunschweig berannte 
Nienburg nach wenigen Tagen (am 28. Februar) ergab, bemerkte 
man bei der französischen Haupt-Armee die Gefahr, in welcher sie sich 
befand. Richelien war abberufen worden, und Graf Clermont hatte 
den Oberbefehl übernommen. Aufs Eiligste wurde Celle, Hildesheim, 
Braunschweig, Hannover verlassen und mit etwa 40 000 Mann der 
Rückzug nach Hameln angetreten, aber es gelang nicht, diesen Ueber— 
gang eher zu erreichen, als Minden an den Herzog, der inzwischen 
von Nienburg aus auf beiden Weser⸗Ufern weiter vorgerückt war und 
diese Festung belagert hatte, überging; d. i. am 14. März. Von 
Hameln ging der Marsch Clermonts ebenso eilig gegen Paderborn, 
wo aber auch noch kein Halt war. In immer zunehmender Be— 
stürzung und Auflösung gelangte die französische Armee, bald da, 
bald dort versprengte Theile wieder aufnehmend, über Lippstadt 
(26. März), Hamm (27. März) und Dorsten nach Wesel (30. März), 
um hier erst hinter dem schützenden Rhein-Strom Halt zu machen. 
Ein panischer Schrecken, fast so wie nach der Schlacht bei Roßbach, 
hatte ihren Rückmarsch zur Flucht ausarten lassen, wobei sie un— 
geheueren Verlust an Menschen und Material hatte. 
Der Herzog von Braunschweig hatte sich nicht einmal mit der
	        
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