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vorher Maßregeln getroffen, um sämmtliche Truppen in marsch—
fertigen Zustand zu setzen und ihre Ausrüstung zu ergänzen. Herzog
Ferdinand sah noch weiter: er sorgte für Einrichtung einer Feld—
bäckerei, eines Feldlazareths, für neue Bespannung der kleinen
Bagage, für Aufstellung eines Pontontrains; er erhöhte den Sold
der Mannschaft und führte Verbesserungen in Bezug auf die Ver—
pflegung der Armee selbst ein, so daß dieselbe bald eine regel⸗
mäßigere Form annahm.
Was Richelieu betrifft, so erschöpfte er sich bei Kundigung der
Konvention zunächst in vielerlei Drohungen, die leider auch durch
seine Untergenerale besonders in Hessen ausgeführt wurden; sehr
bald aber machten ihn die Bewegungen der allirten Truppen, die
Herzog Ferdinand veranlaßte, sowie allerhand Gerüchte aus Sachsen
und Thüringen für seine eigene Sicherheit besorgt. Er hatte sein
Hauptquartier sehr bald nach Roßbach in Braunschweig auf—
geschlagen, um die Trümmer der Armee Soubises aufzunehmen und
demnächst Winterquartiere beziehen zu lassen. Jetzt nahm er auch
seine eigenen Truppen mehr nach Lüneburg — Harburg zurück.
Dennoch war die Lage der alliirten Armee vorerst keine günstige;
es kam jedenfalls darauf an, ihr den Weg nach dem Osten wieder
frei zu machen. Der Herzog von Braunschweig begann am 28. No—
vember dahin abzielende Bewegungen, als ihm Richelieu selbst, durch
neue Alarmgerüchte beunruhigt, völlig freie Hand gab und sich noch
weiter, bis hinter die Aller, zurückzog. Herzog Ferdinand folgte
ihm gegen Celle in der Absicht, ihn soviel wie möglich noch zurück
zudrücken und dann erst den Truppen die nöthige Ruhe zu gönnen.
Ebenso ließ er Harburg einschließen, um seinen Rücken in jeder
Hinsicht frei zu bekommen. Die Festung fiel am 30. Dezember.
Am 16. Dezember war die alliirte Armee vor der Front
Richelieus angelangt und sollte nach der Absicht des Herzogs Fer—
dinand die Aller in der Gegend von Winsen —Celle überschreiten,
um dann die Franzosen anzugreifen. Da traten Schwierigkeiten bei
dem Einfahren der Pontons, welches bei Nacht geschah, und Mel—
dungen über die Ankunft zahlreicher Verstärkungen beim Feinde da—
zwischen. Wirklich hatte Richelieu diese Verstärkungen erhalten, er
hatte sogar den Entschluß gefaßt, wieder vorzugehen und den Herzog
so weit zurückzutreiben, daß das Beziehen der Winterquartiere beginnen
konnte. Am 25. Dezember begann die Offensive der Franzosen,
aber sie kam zu spät: der Herzog hatte sich bereits gegen Uelzen