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Braunschweig gegen Richelieu, weil die Kunde von dem Abschluß der
Konvention von Kloster Zeven eingetroffen war. Diese Abzweigung
hatte auch den beabsichtigten Erfolg, Richelieu ging noch vor bis
ins Halberstädtische, dann hielt er. Am 24. Oktober konnte der
Herzog von Braunschweig ohne Weiteres auf die Weisung des Königs
dor ihm abmarschiren, um sich mit demselben wieder zu vereinigen.
Am 30. Oktober brach König Friedrich selbst, nachdem er wegen
der vielfachen Gefahren zuerst wieder etwas zurückgegangen war,
mit Allem, was er noch an sich ziehen konnte, endgiltig gegen die
Armeen Soubises und Hildburghausens auf und schlug sie am 5. No⸗
»ember trotz ihrer großen Ueberlegenheit von 648000 Mann vollständig.
Dieser Sieg des Großen Königs schuf überall neue Verhältnisse,
aamentlich faßten seine Verbündeten wieder Muth, nachdem sie durch
die Schlacht bei Kolin und die unglückliche Konvention von Kloster
Zeven in ihren Hoffnungen gar sehr herabgestimmt worden waren.
Schon befanden sich ihre Truppen, die braunschweigischen und die
hessischen in gleicher Weise, auf dem Abmarsch nach der Heimath,
ja der regierende Herzog Carl von Braunschweig hatte den
Drohungen und Anerbietungen der französischen Regierung gegen—
äber bereits die Auflösung seines Kontingents zugestanden, und
dasselbe Geschick hätte das hessische Kontingent ebenfalls bedroht,
wenn nicht zur rechten Zeit der französischerseits dabei beabsichtigte
Verrath bekannt geworden wäre. Jetzt genügte die Ernennung des
bisher nur zu untergeordneten Aufgaben verwendeten Herzogs
Ferdinand von Braunschweig zum Oberbefehlshaber und das Ein—
vernehmen mit England,“) um die bereits in der Auflösung be⸗
griffene Armee wieder zu versammeln und dem Feinde zu entziehen.
Beim braunschweigischen Kontingent half dagegen selbst der Befehl
des Herzogs Carl nichts. Sehr richtig forderte der neue Ober—
defehlshaber vor Antritt seiner Stellung nun auch Unabhängigkeit
oon England-Hannover, denn die ihm jetzt vorliegende Aufgabe
konnte nur durchgeführt werden, wenn er an dessen besondere In⸗
eressen nicht mehr gebunden war.
Herzog Ferdinand traf am 22. November in aller Stille bei
der Armee ein und übernahm den Oberbefehl mit einer Absage der
Konvention von Kloster Zeven.“x) General v. Zastrow hatte schon
*) Der Antrag zu der Ernennung eines preußischen Generals rührte von
König Georg II. von England her.
xxy Schreiben an Richelieu vom 28. November.