Full text: Geschichte des Füsilier-Regiments von Gersdorff (Hessisches) Nr. 80 und seines Stamm-Regiments des Kurhessischen Leibgarde-Regiments von 1632 bis 1900

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Braunschweig gegen Richelieu, weil die Kunde von dem Abschluß der 
Konvention von Kloster Zeven eingetroffen war. Diese Abzweigung 
hatte auch den beabsichtigten Erfolg, Richelieu ging noch vor bis 
ins Halberstädtische, dann hielt er. Am 24. Oktober konnte der 
Herzog von Braunschweig ohne Weiteres auf die Weisung des Königs 
dor ihm abmarschiren, um sich mit demselben wieder zu vereinigen. 
Am 30. Oktober brach König Friedrich selbst, nachdem er wegen 
der vielfachen Gefahren zuerst wieder etwas zurückgegangen war, 
mit Allem, was er noch an sich ziehen konnte, endgiltig gegen die 
Armeen Soubises und Hildburghausens auf und schlug sie am 5. No⸗ 
»ember trotz ihrer großen Ueberlegenheit von 648000 Mann vollständig. 
Dieser Sieg des Großen Königs schuf überall neue Verhältnisse, 
aamentlich faßten seine Verbündeten wieder Muth, nachdem sie durch 
die Schlacht bei Kolin und die unglückliche Konvention von Kloster 
Zeven in ihren Hoffnungen gar sehr herabgestimmt worden waren. 
Schon befanden sich ihre Truppen, die braunschweigischen und die 
hessischen in gleicher Weise, auf dem Abmarsch nach der Heimath, 
ja der regierende Herzog Carl von Braunschweig hatte den 
Drohungen und Anerbietungen der französischen Regierung gegen— 
äber bereits die Auflösung seines Kontingents zugestanden, und 
dasselbe Geschick hätte das hessische Kontingent ebenfalls bedroht, 
wenn nicht zur rechten Zeit der französischerseits dabei beabsichtigte 
Verrath bekannt geworden wäre. Jetzt genügte die Ernennung des 
bisher nur zu untergeordneten Aufgaben verwendeten Herzogs 
Ferdinand von Braunschweig zum Oberbefehlshaber und das Ein— 
vernehmen mit England,“) um die bereits in der Auflösung be⸗ 
griffene Armee wieder zu versammeln und dem Feinde zu entziehen. 
Beim braunschweigischen Kontingent half dagegen selbst der Befehl 
des Herzogs Carl nichts. Sehr richtig forderte der neue Ober— 
defehlshaber vor Antritt seiner Stellung nun auch Unabhängigkeit 
oon England-Hannover, denn die ihm jetzt vorliegende Aufgabe 
konnte nur durchgeführt werden, wenn er an dessen besondere In⸗ 
eressen nicht mehr gebunden war. 
Herzog Ferdinand traf am 22. November in aller Stille bei 
der Armee ein und übernahm den Oberbefehl mit einer Absage der 
Konvention von Kloster Zeven.“x) General v. Zastrow hatte schon 
*) Der Antrag zu der Ernennung eines preußischen Generals rührte von 
König Georg II. von England her. 
xxy Schreiben an Richelieu vom 28. November.
	        
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