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am 16. Mai ausgeschifften Regimenter „Garde“ und „Grenadiere“
mit der Artillerie der Korps trafen erst am 30. Mai in diesem
ersten Lager ein, wo die hessischen Truppen nunmehr unter den
Gesammtbefehl des Generallieutenants v. Wutginau traten. Den
Oberbefehl über die „Observations-Armee“ hatte seit dem 17. April
der uns bereits aus den Tagen von Rocoux und Laffelt be—
kannte Herzog von Cumberland übernommen. Die Armee, be—
stehend aus etwa 3000 Mann preußischer Kavallerie, 28 000 Mann
hannoverscher, 6000 Mann braunschweigischer, 11000 Mann hessen⸗
rasselscher Truppen und je 1 Bataillon gothaischer und bückeburgischer
Infanterie, im Ganzen rund 50 000 Mann stark, befand sich gegen—
über einer etwa gleich starken französischen Armee unter dem Marschall
d'Estrées. Diese hatte bei Düsseldorf den Rhein überschritten und
ollte auf Hameln oder Minden vorgehen, um dort die Weser zu
rorciren. Ihr weiteres Ziel hing von der Neutralerklärung Hannovers
b. Neben dieser Armee trat jedoch sehr bald eine etwa 20 000 bis
30 000 Mann starke Flanken-Armee unter Prinz Soubise auf mit der
Aufgabe, im Gebiet der Ruhr gegen Osten vorzustoßen und hierdurch
die Bewegungen der Haupt-Armee zu unterstützen. Einen der⸗
artig angesetzten Vormarsch der feindlichen Kräfte konnte der Herzog
don Cumberland zweifellos nur durch geschicktes und schnelles
Handeln aufhalten und vereiteln. Dazu war er jedoch nicht ent—
schlossen genug, ja er ließ sich schon durch den Vormarsch der gleich
starken Armee des Marschalls d'Estrées so völlig in die Defensive
drängen, daß auch ohne eine Entscheidungsschlacht sein Schicksal und
dasjenige seiner Armee entschieden gewesen wäre. Viel mit schuld
soll der Mangel an Lebensmitteln gewesen sein, und es ist auch kein
Zweifel, daß namentlich im Verlauf der weiteren kriegerischen Er—
eignisse auf diesem westlichen Kriegsschauplatz das immer mehr aus⸗
Jesogene Land keine Hülfsmittel zur Ernährung der Truppen hatte
ind deshalb mehr als einmal eine Operation vertagt oder über—
haupt fallen gelassen werden mußte, aber der Nachfolger des Herzogs
bon Cumberland, der Herzog Ferdinand von Braunschweig, verstand
es dennoch, die eigentliche Gefahr dieser Sachlage zu beschwören.
Hier, im ersten Beginnen der Operationen, hätte diese Gefahr noch
aicht vorliegen dürfen.
Der Herzog von Cumberland hatte infolge der eingekommenen
sehr unsicheren Nachrichten über die Bewegungen des Feindes und
vegen des von König Friedrich IJI. angeordneten Rückzuges der