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zum Frieden geneigt waren, ein Umschwung in der Regierung ein—
rat. Die Volksstimmung war entrüstet über die Art und Weise,
in der bisher Krieg geführt worden war, und schrie über Verrath
der „Regierenden Herren“ im Haag. Man wählte den Prinzen
Wilhelm IV. von Oranien, den Sproß des alten Herrscherhauses,
zum Statthalter. Der Kongreß zu Breda löste sich auf, und
Wilhelm IV., Schwiegersohn des Königs Georg II. von England,
schloß sich den Verbündeten mit allem Eifer an. Es wurde mit
aller Macht gerüstet zu Land und zu Wasser. 100 000 Mann
sollten in den Niederlanden unter dem Herzog von Cumberland
versammelt werden. Die ersten Zusammenstöße zur See endeten
äberall mit großem Erfolge für die Verbündeten.
Demgegenüber war der Marschall von Sachsen im April 1747
hereits wieder in den Niederlanden erschienen, hatte die holländische
Brenze überschritten und sich in Zeeland ausgebreitet. Bei der ver—
bündeten Armee ging Alles wieder recht langsam. Erst am 14. Mai
waren die Verbündeten in der Lage, ihre Operationen zu beginnen.
A Großen und
Kleinen Geete bezogen und den Marschall von Sachsen, der etwa
iäber 140 000 Mann verfügte, anfangs für Antwerpen besorgt ge—
nacht. Er war deshalb bis an die Dyle vorgerückt, mit dem
rechten Flügel bis Rotselger. Der Herzog von Cumberland seiner⸗
seits fürchtete für Mastricht und wollte jetzt dahin abmarschiren, um
seine Belagerung zu verhindern. Seine Bewegungen waren jedoch so
langsam, daß die Armee erst am 30. Juni die Gegend von
Mastricht erreichte, während der Marschall von Sachsen über Tirlemont
und Tongern heranrückte und dabei noch Zeit bekam, das nöthige
Belagerungsmaterial in Namur zusammenzubringen. Am 1. Juli
abends war die verbündete Armee trotzdem schon vollständig vor
Namur angelangt und hatte eine Schlachtstellung genommen, während
der Marschall von Sachsen erst zwei seiner Korps herangebracht
hatte. Ihre Kavallerie namentlich hatte sich vor dem Plateau von
Rosmeer in der Ebene zwischen Vlytingen— Herderen ausgebreitet
und war bereits so stark, daß der Marschall noch Abstand von
einem Angriff nahm. Andererseits verstand er den Verbündeten zu
imponiren, besetzte die Höhen von Herderen und das Dorf Ellicht,
uind die Verbündeten ließen ihn in deren Besitz, ohne irgend eine
Maßregel dagegen zu ergreifen. Damit war eigentlich bereits ihr
Schicksal entschieden. Man behauptet, sie hätten angenommen, die