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herrschte unter den verbündeten Führern eine derartige Uneinigkeit,
daß sie nur bei großer Unthätigkeit des Feindes hätte unschädlich bleiben
önnen. Prinz Carl von Lothringen hatte den Oberbefehl übernommen,
uind man wollte namentlich die bedrohte Festung Namur retten.
Bis zum 2. August war die verbündete Armee bei Namur
angelangt, als aber der Marschall von Sachsen sich näherte, verließ
sie diese Stellung und ging auf das rechte Maas-Ufer. Die Fran—
zosen begannen hierauf die Belagerung von Namur und stellten bei
Tongern ein Beobachtungskorps auf. Nach längerer Unthätigkeit
ergriffen die Verbündeten dagegen die Offensive, indem sie am
14. September über die Maas gingen und durch ihre Bewegungen
versuchten, den Feind zum freiwilligen Verlassen seiner Stellung zu
bewegen. Dies nützte jedoch nichts, und so wandte man sich wieder
nach der Maas gegen Lüttich, führte den Marsch aber so spät am
. Oktober aus, daß Namur, von aller Hülfe verlassen, kapitulirte.
Der Marschall von Sachsen vereinigte nun seine Armee, um seiner—
seits zum Angriffe vorzugehen. Sehr ungern und nur im letzten
Augenblick entschlossen sich die Verbündeten zur Annahme der Ent—
scheidung, nachdem bereits am 7. Oktober ihre Arrieregarde, welche
an der Jaar bei Glahn und Coumail stand, in ein wenig glückliches
Gefecht mit der feindlichen Avantgarde und starker Kavallerie ver—
wickelt gewesen war. Prinz Carl von Lothringen ließ nunmehr die
Dörfer Liers, Voroux und Rocoux besetzen und zur Vertheidigung
einrichten, aber trotz der wiederholten Vorstellungen des dort befehli—
genden hannoverschen Generals v. Zastrow nur so wenig stark, daß
weder die nöthigen örtlichen Verstärkungen dieser vorgeschobenen
Stellung vollständig ausgeführt wurden, noch diese selbst ausreichend
besetzt werden konnte. Die Armee selbst hatte eine Lagerstellung ein—
genommen, die sich von Lüttich parallel und östlich der Straße nach
Tongern bis nach Hautin in die Nähe der Jaar hinzog und sehr
ausgedehnt war. Der linke, an die Höhen des Forts St. Léonhard
und das vorgelegene Dorf Ance gelehnte Flügel war von den
holländischen Truppen unter dem Fürsten von Waldeck besetzt, stand
aber in keiner direkten Verbindung mit der Stellung der Armee
selbst.
achlacht bei Am 11. Oktober erfolgte unter diesen Umständen die Ent—
scheidungsschlacht, und wenn schon die Maßregeln des Prinzen Carl
von Lothringen vorher wenig glückliche gewesen waren, so blieben sie
es in noch stärkerem Maße bei dieser Entscheidung selbst. Zwar