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Versprechungen und Anerbietungen, daß selbst das sonst dem Frieden
sehr geneigte England mißtrauisch wurde und Marlborough freiere
Hand gab als bisher. Erst am Schlusse des Jahres ließ Lud—
wig XIV. die Maske fallen, die ihm während desselben viel genützt
hatte. Hatte doch Holland ebenso wohl vor dem großen Siege der
Verbündeten bei Malplaquet wie nach demselben an nichts Anderes
gedacht, als möglichst schnell Frieden zu machen. Nur dies könne
Frankreich zu günstigen Bedingungen veranlassen.
Prinz Eugen und Marlborough beabsichtigten abermals eine
gemeinsame Operation in Flandern, und der mit dem Oberbefehl
hnen gegenüber betraute Marschall Villars, dem Boufflers unter—
stellt worden war, hatte voraussichtlich schweren Stand. Dennoch
hielt auch er, der abermals früher mit der Versammlung seiner Armee
fertig war, an dem Gedanken der Offensive fest, und nur weil noch
Verstärkungen von der Rhein-Armee für ihn im Anmarsch waren,
blieb er vorläufig hinter seinen festen Linien stehen. Prinz Eugen
und Marlborough erhielten dadurch die Vorhand und rückten am
27. Juni von Lille her gegen seine Stellung vor, um ihn zum Ver—
lassen derselben zu veranlassen und dann anzugreifen. Alle Be—
wegungen halfen ihnen jedoch nichts, ihr vorsichtiger Gegner gab
sich keine Blöße, und so versuchten sie die Einschließung von Tournay.
Villars wollte zum Entsatz schreiten, ein Befehl des Königs hielt
ihn davon rechtzeitig ab. Es war ja die letzte große Armee, über
die Ludwig XIV. noch zu verfügen vermochte. Tournay fiel am
29. Juli, nachdem am 4. Juli die Belagerungsarbeiten begonnen
hsatten; die Citadelle wurde eingeschlossen.
Unterdessen hatte Villars seine Stellung bei Noyelles— Lies
noch verstärkt, und als am 6. August die Verbündeten abermals
—BDD
eine Bewegung gegen Mons half aus dieser Lage heraus. Villars
ging am 7. September über die Grenze und nahm eine Stellung
gegen Athis — Montreuil, um den Verbündeten eine Schlacht anzu—
bieten. Es gelang ihm, am 9. September eine sehr günstige Stellung
zwischen Malplaquet und Francfayt zu nehmen, welche die Be—
wegung im Innern in jeder Beziehung frei hielt, in der Front
aber durch dichte Hecken vorzüglich vertheidigungsfähig war. Die
Flügel waren beide durch ausgedehnte Waldstücke gesichert, und die
Franzosen benutzten die Zeit, die ihnen leider gegeben wurde, um
dieselben durch Verhaue zu festungsähnlichen Bollwerken auszu—