Full text: Geschichte des Füsilier-Regiments von Gersdorff (Hessisches) Nr. 80 und seines Stamm-Regiments des Kurhessischen Leibgarde-Regiments von 1632 bis 1900

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Versprechungen und Anerbietungen, daß selbst das sonst dem Frieden 
sehr geneigte England mißtrauisch wurde und Marlborough freiere 
Hand gab als bisher. Erst am Schlusse des Jahres ließ Lud— 
wig XIV. die Maske fallen, die ihm während desselben viel genützt 
hatte. Hatte doch Holland ebenso wohl vor dem großen Siege der 
Verbündeten bei Malplaquet wie nach demselben an nichts Anderes 
gedacht, als möglichst schnell Frieden zu machen. Nur dies könne 
Frankreich zu günstigen Bedingungen veranlassen. 
Prinz Eugen und Marlborough beabsichtigten abermals eine 
gemeinsame Operation in Flandern, und der mit dem Oberbefehl 
hnen gegenüber betraute Marschall Villars, dem Boufflers unter— 
stellt worden war, hatte voraussichtlich schweren Stand. Dennoch 
hielt auch er, der abermals früher mit der Versammlung seiner Armee 
fertig war, an dem Gedanken der Offensive fest, und nur weil noch 
Verstärkungen von der Rhein-Armee für ihn im Anmarsch waren, 
blieb er vorläufig hinter seinen festen Linien stehen. Prinz Eugen 
und Marlborough erhielten dadurch die Vorhand und rückten am 
27. Juni von Lille her gegen seine Stellung vor, um ihn zum Ver— 
lassen derselben zu veranlassen und dann anzugreifen. Alle Be— 
wegungen halfen ihnen jedoch nichts, ihr vorsichtiger Gegner gab 
sich keine Blöße, und so versuchten sie die Einschließung von Tournay. 
Villars wollte zum Entsatz schreiten, ein Befehl des Königs hielt 
ihn davon rechtzeitig ab. Es war ja die letzte große Armee, über 
die Ludwig XIV. noch zu verfügen vermochte. Tournay fiel am 
29. Juli, nachdem am 4. Juli die Belagerungsarbeiten begonnen 
hsatten; die Citadelle wurde eingeschlossen. 
Unterdessen hatte Villars seine Stellung bei Noyelles— Lies 
noch verstärkt, und als am 6. August die Verbündeten abermals 
—BDD 
eine Bewegung gegen Mons half aus dieser Lage heraus. Villars 
ging am 7. September über die Grenze und nahm eine Stellung 
gegen Athis — Montreuil, um den Verbündeten eine Schlacht anzu— 
bieten. Es gelang ihm, am 9. September eine sehr günstige Stellung 
zwischen Malplaquet und Francfayt zu nehmen, welche die Be— 
wegung im Innern in jeder Beziehung frei hielt, in der Front 
aber durch dichte Hecken vorzüglich vertheidigungsfähig war. Die 
Flügel waren beide durch ausgedehnte Waldstücke gesichert, und die 
Franzosen benutzten die Zeit, die ihnen leider gegeben wurde, um 
dieselben durch Verhaue zu festungsähnlichen Bollwerken auszu—
	        
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