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nach kurzer Zeit eine größere Truppenmacht zur Bezwingung der
Festung aufgeboten werden, als man zuerst gedacht hatte, ja trotz
vieler mit großer Umsicht und Tapferkeit ausgeführter Stürme und
trotz fortgesetzter Beschießung dauerte es doch vom 14. August bis zum
23. Oktober, bis die eigentliche Festung, und noch bis zum 9. Dezember,
bis die starke Citadelle kapitulirte. Jeden Fußbreit hatte die Ver—
theidigung durch Minenlegung streitig gemacht, es hatten zum Sturm
auf das Ravelin allein 17 Tage erbittertsten Minenkrieges gehört.
Dazu kam endlich die Gefahr eines Entsatzes durch Vendome, dem
Marlborough entgegenzutreten hatte. Nur durch schleunigste Heran—
ziehung von Truppen des Prinzen Eugen gelang es Marlborough
noch, diese Gefahr zu beseitigen. Vendéme zog nach einer längeren
Kanonade am 15. September ab.
Nach der Einnahme von Lille schritten die Verbündeten un—
geachtet der weit vorgeschrittenen winterlichen Jahreszeit noch zur
Belagerung von Gent. Prinz Eugen, der sich am 16. Dezember
mit Marlborough vereinigt hatte, sollte die Belagerung in einer
Aufstellung bei Alost — Grammont decken, Marlborough die Be—
lagerung ausführen. Unter den Belagerungstruppen befanden sich
u. A. 20 Bataillone, 40 Eskadrons unter dem Erbprinzen von
Hessen, unter ihnen das Regiment „Garde“; das Regiment
„Grenadiere“ ist nicht aufgeführt. Die Belagerung begann am
25. Dezember, am 30. Dezember sollte die Beschießung beginnen,
als die Festung kapitulirte. Marschall Boufflers hatte derselben
noch Entsatz bringen wollen. Er war zu spät gekommen.
Das Jahr 1709 begann mit Friedensaussichten. Frankreich,
dessen Quellen sich nachgerade in dem Kampfe gegen ganz Europa
erschöpft hatten, neigte zum Einlenken und versuchte zunächst eine
Verständigung mit den am meisten kriegsmüden Theilen, vor
Allem mit Holland. Die Verhandlungen wurden sehr ge—
heim geführt, blieben es aber trotzdem nicht lange. Schließlich
nahmen alle Staaten, selbst die kleinsten, daran theil, unmittelbar
oder mittelbar. Sie thaten das freilich nur, weil sie alle irgend
ein besonderes Interesse hatten und zur Sprache bringen wollten.
Eine Verständigung auch über die allgemeinsten Punkte war und blieb
aussichtslos, und sehr richtig dachten Männer wie Prinz Eugen
und Marlborough auch während dieser Unterhandlungen an nichts
Anderes, als an fortgesetzte Rüstungen und Operationen. Frankreich
nützte Alles vortrefflich, es hielt namentlich Holland so lange hin mit
Zelagerung von
Gent, 1708.