Full text: Geschichte des Füsilier-Regiments von Gersdorff (Hessisches) Nr. 80 und seines Stamm-Regiments des Kurhessischen Leibgarde-Regiments von 1632 bis 1900

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nach kurzer Zeit eine größere Truppenmacht zur Bezwingung der 
Festung aufgeboten werden, als man zuerst gedacht hatte, ja trotz 
vieler mit großer Umsicht und Tapferkeit ausgeführter Stürme und 
trotz fortgesetzter Beschießung dauerte es doch vom 14. August bis zum 
23. Oktober, bis die eigentliche Festung, und noch bis zum 9. Dezember, 
bis die starke Citadelle kapitulirte. Jeden Fußbreit hatte die Ver— 
theidigung durch Minenlegung streitig gemacht, es hatten zum Sturm 
auf das Ravelin allein 17 Tage erbittertsten Minenkrieges gehört. 
Dazu kam endlich die Gefahr eines Entsatzes durch Vendome, dem 
Marlborough entgegenzutreten hatte. Nur durch schleunigste Heran— 
ziehung von Truppen des Prinzen Eugen gelang es Marlborough 
noch, diese Gefahr zu beseitigen. Vendéme zog nach einer längeren 
Kanonade am 15. September ab. 
Nach der Einnahme von Lille schritten die Verbündeten un— 
geachtet der weit vorgeschrittenen winterlichen Jahreszeit noch zur 
Belagerung von Gent. Prinz Eugen, der sich am 16. Dezember 
mit Marlborough vereinigt hatte, sollte die Belagerung in einer 
Aufstellung bei Alost — Grammont decken, Marlborough die Be— 
lagerung ausführen. Unter den Belagerungstruppen befanden sich 
u. A. 20 Bataillone, 40 Eskadrons unter dem Erbprinzen von 
Hessen, unter ihnen das Regiment „Garde“; das Regiment 
„Grenadiere“ ist nicht aufgeführt. Die Belagerung begann am 
25. Dezember, am 30. Dezember sollte die Beschießung beginnen, 
als die Festung kapitulirte. Marschall Boufflers hatte derselben 
noch Entsatz bringen wollen. Er war zu spät gekommen. 
Das Jahr 1709 begann mit Friedensaussichten. Frankreich, 
dessen Quellen sich nachgerade in dem Kampfe gegen ganz Europa 
erschöpft hatten, neigte zum Einlenken und versuchte zunächst eine 
Verständigung mit den am meisten kriegsmüden Theilen, vor 
Allem mit Holland. Die Verhandlungen wurden sehr ge— 
heim geführt, blieben es aber trotzdem nicht lange. Schließlich 
nahmen alle Staaten, selbst die kleinsten, daran theil, unmittelbar 
oder mittelbar. Sie thaten das freilich nur, weil sie alle irgend 
ein besonderes Interesse hatten und zur Sprache bringen wollten. 
Eine Verständigung auch über die allgemeinsten Punkte war und blieb 
aussichtslos, und sehr richtig dachten Männer wie Prinz Eugen 
und Marlborough auch während dieser Unterhandlungen an nichts 
Anderes, als an fortgesetzte Rüstungen und Operationen. Frankreich 
nützte Alles vortrefflich, es hielt namentlich Holland so lange hin mit 
Zelagerung von 
Gent, 1708.
	        
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