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26. Mai bei Bellinghen vereinigen konnte und Prinz Eugen an
demselben Tage erst in Coblenz eintraf, um das Kommando über
die Mosel-Armee zu übernehmen. Am 27. Mai freilich theilte Prinz
Eugen an Marlborough mit, daß er am 29. Mai zu ihm abrücken
werde, aber bis zu dem Zeitpunkt der möglichen Vereinigung lagen
doch die Verhältnisse für Marlborough so, daß er auf die Defensive,
aufs Abwarten und auf strategische Bewegungen angewiesen blieb.
Unter diesen Verhältnissen gelang es Vendome, Gent und Brügge
zu nehmen, ein Erfolg, der Marlborough schwere Stunden bereitete.
Er fürchtete bereits Alles, als am 6. Juli der seinen Truppen mit
kleiner Eskorte vorausgeeilte Prinz Eugen in seinem Hauptquartier,
jetzt Aasche le Chaussée, eintraf. Beide beschlossen sofortiges Vor—
gehen, sobald sie vereinigt seien, und erreichten dies Letztere bereits
am 10. Juli. Am gleichen Tage gingen sie noch über die Dender
in ein Lager zwischen Lessines und Everbecq, am 11. Juli erfochten
sie einen glänzenden Sieg über die französische Armee bei Audenarde,
der ihnen vorläufig im weitesten Sinne freie Hand ließ.
Unter den Truppen, welche Prinz Eugen von der Mosel heran—⸗
geführt hatte, waren 9 Bataillone, 16 Eskadrons — 10400 Mann
hessen-casselscher Truppen gewesen, aber unsere beiden Regimenter
„Garde“ und „Grenadiere“ fehlen in dem Verzeichnisse der—
selben. In der Armee des Herzogs von Marlborough befinden sich
dieselben ebenfalls bei Audenarde nicht, dagegen ist von vier hessen—
casselschen Bataillonen die Rede, welche schon vor dem Erscheinen
des Prinzen Eugen als Besatzung in Brüssel standen, das von
Vendome bedroht wurde. Sie waren anscheinend von Marlboroughs
Armee, denn es heißt von ihnen, daß Marlborough sie auch noch
nach dem Erfolge von Audenarde dort beließ.
Erst vor Lille sehen wir beide Regimenter wieder, und zwar
bei dem Dorfe Lezenne, wo sie nach Velets Plan der Belagerung
eingezeichnet sind.
Betagerunn on Nach dem Erfolge von Audenarde hatten die Alliirten die
os. Eroberung von Lille, dann von Gent beschlossen. Der Erbprinz
von Hessen sollte die Belagerung erstgenannter Festung leiten,
denn die Seemächte hatten den berechtigten Wunsch ausgesprochen,
daß er durch ein höheres Kommando ausgezeichnet werde. Lille
war eine starke Festung und hatte eine ansehnliche Besatzung
(16 000 Mann), die der gefeierte Marschall Boufflers, Gouverneur
von Flandern, auf eigenen Antrag kommandirte. Es mußte daher