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Die Stellungen von le Croix Pharon und St. Catherine wurden
gleichzeitig in der Front und Flanke angegriffen und so plötzlich,
daß die Besatzung in Unordnung zurückeilte. Der in St. Catherine
befehligende Prinz von Sachsen-Gotha fiel bei dem Bemühen, die
Truppen festzuhalten, und erst der hessemcasselsche Oberst v. Seybels—
dorff vermochte mit einem Theil derselben eine Kasine sowie eine
am Fuß von St. Catherine gelegene Schanze zu besetzen und einige
Zeit lang zu halten. Leider war der Angriff zu stark und die Hülfe
zu weit ab, und so gingen auch diese Punkte bald verloren. Die
ganze Angriffsstellung der Alliirten war damit durchstoßen und
verloren, sie wurde zerstört, und da die Einbauten alle aus Holz
bestanden, auch so gründlich, daß an die Wiederaufnahme der Arbeit
nicht mehr zu denken war.
Günstiger verlief die Vertheidigung der Stellung am linken
Flügel, bei la Malgre, wo drei preußische Bataillone, die durch
zwei abgesessene hessische Dragoner-Eskadrons unter dem Erbprinzen
Friedrich rechtzeitig Unterstützung erhielten, den Angriff der Fran—
zosen abschlugen. Prinz Eugen stellte nach einiger Zeit auch sonst
das Gefecht wieder her, und Tessé verließ die eroberten Höhen in
den ersten Nachmittagsstunden wieder.
Dennoch war für die Verbündeten die Sachlage derartig ver—
ändert, daß Prinz Eugen die Aufhebung der Belagerung nicht nur,
sondern den sofortigen Abzug durchsetzte. Die Beschießung der See—
forts wurde zwar noch auf alle Weise fortgesetzt, zwei davon er—
gaben sich oder waren geräumt am 16. und 19. August, aber am
19. August wurden doch alle Kranken und Verwundeten und die
Geschütze bereits an Bord gebracht, und in der Nacht zum 22. August
begann der Abmarsch der Armee selbst nach Frejus. Als Nachhut
sollten die Hessen unter General Bielke bei St. Catherine zurück—
bleiben, um am frühesten Morgen zu folgen.
Der Abzug der Armee fand infolge des weiter fortgesetzten
Feuers der Kriegsschiffe wenig Hindernisse, und auch der weitere
Rückzug glückte vollkommen infolge der meisterhaften Anordnungen
des Prinzen Eugen. Tesss folgte zwar mit einem starken Theil seiner
Infanterie und etwa 3000 bis 4000 Reitern, aber wagte es bei
der festen Haltung des Prinzen Eugen nicht einmal, die oft schwer zu
überwindenden Pässe zu verlegen, sondern überließ dies mehr oder
weniger der zu den Waffen gerufenen Gebirgsbevölkerung, deren
Widerstand kein nachhaltiger war. Am 1. September erreichte die