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ondern auch noch ein stärkeres Korps für außerhalb zur Verfügung
zu behalten. Dieses hatte Tesse in die Gegend von Aix geführt.
Die Belagerung der an der Gebirgsküste liegenden Festung
Toulon begann nun allerdings, obwohl Prinz Eugen von Anfang
an davon abrieth, weil schon das Gelände einem Angriff ungeheure
Schwierigkeiten entgegenstellen mußte. Es gelang sogar bereits am
27. Juli, eine der höchsten Kuppen nordöstlich der Festung, le Croix
Pharon genannt, wegzunehmen und am 30. Juli das französische
Lager auf den Höhen von St. Catherine selbst zu erstirmen. An
der Wegnahme dieser letztgenannten Stellung hatten die Hessen be—
sonderen Antheil. Sie mußten dabei in den frühesten Morgen—
stunden auf unwegsamen Pfaden bis an die Hauptverschanzung der
Franzosen herangehen, um möglichst überraschend anzugreifen. Das
gelang ihnen auch so vollkommen, daß die wenigen Vorposten der
Franzosen nach einer Salvbe die Flucht ergriffen und die Angreifer
sich binnen kürzester Frist der Schanzen bemächtigen konnten. Mit
diesem Erfolge hing auch der Beginn der eigentlichen Belagerung
zusammen. Man erbaute eine erste Angriffslinie von der Höhe le
Croix Pharon herab über St. Catherine bis nach der flachen Höhe
von la Malgue, d. h. bis zur See, und begann mit dem Bau von
mehreren Batterien, welche im Verein mit den Kriegsschiffen die
Seeforts und Strand-Batterien bekämpfen sollten. Damit sollten
leider die Erfolge der Alliirten vor Toulon enden. In den Tagen
zwischen dem 8. und 10. August erschienen von Westen her ansehn—
liche Kolonnen französischer Truppen und bezogen westlich der
Festung ein Lager: es war die Armee Tesseés, welcher sie jetzt
wenigstens näher an den Entscheidungspunkt hatte heranführen wollen.
Ebenso rückten andere Streitkräfte nach der Provence vor, um diese
kostbarste Perle an seiner Südküste zu bewahren. Mehr oder
weniger aus Besorgniß, daß ihm selbst der Ruhm könne hinweg⸗
genommen werden, wenn er auf diese Verstärkungen warte, entschloß
sich Marschall Tesse zum Angriff auf le Croix Pharon und
St. Catherine.
Im Hinblick auf die in den letzten Tagen angelangten Truppen⸗
verstärkungen im feindlichen Lager hatte Prinz Eugen verschärfte
Aufmerksamkeit befohlen und eine besondere Reserve hinter dem
rechten und linken Flügel seiner Stellung ausgeschieden. Ungeachtet
dessen traf der Angriff Tesses die Vortruppen der Alliirten am
15. August zum Theil nicht in der Verfassung, wie sie hätte sein sollen.