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General de Feuillade hatte am 19. Juni Turin eingeschlossen, und
die ersten Anstrengungen des Prinzen Eugen galten einem Entsatz—
versuche dieser Festung. Der Herzog von Savoyen hatte sich mit
dem ihm noch zur Verfügung stehenden schwachen Korps in die
Nähe der eingeschlossenen Festung und Hauptstadt gezogen, ver—
mochte aber natürlich nichts gegen die französischen Streitkräfte.
Die Belagerung wurde mit großem Eifer und Aufwand aller
Mittel betrieben, und bald trat der Zeitpunkt ein, wo eine Krisis
nahe lag. Die Hülfe aber war weit.
Der Marsch des Prinzen Eugen hatte viele Schwierigkeiten zu
bestehen. Vor Allem stand Vendôme in fester Stellung an der Etsch
mit starken Kräften vor der Front und linken Flanke. Es gelang
zwar noch, diesen Fluß angesichts seiner Armee zu überschreiten und im
weiteren Verlauf auch den Po. Dennoch war es gut, daß Vendoͤme
wegen der Vorgänge in den Niederlanden abberufen wurde, um dort
den Oberbefehl zu übernehmen, und der junge Herzog von Orléans,
mit Marsin als seinem Berather, das Oberkommando in Italien
erhielt. Es gelang ihm gegenüber bis Reggio und bis Voghera vor—
zurücken, während sich die französische Haupt-Armee nördlich des Po
nach Turin abzog. Aber es wurde doch September, bis auch Prinz
Eugen vor Turin anlangte. Dort erfolgte am 7. September die
Entscheidung, welcher der Herzog von Orléans nicht auswich.
Prinz Eugen erfocht einen vollständigen Sieg und konnte sich, da
der Feind sich nach den Alpen-Pässen zurückzog und an offensive
Operationen vorerst nicht mehr denken konnte, der Wiedereroberung
des Mailändischen zuwenden.
Während des Marsches der kaiserlichen bezw. verbündeten
Haupt-Armee hatte nördlich des Po ein kleines Korps die rechte Flanke
und die Verbindungen derselben nach Oesterreich zu decken gehabt.
Der Führer desselben, General Wetzel, hatte Befehl, die Ankunft
der hessen-casselschen Truppen an der Etsch abzuwarten und dann
demonstrirend vorzugehen. Er stand bei ihrer Ankunft am 7. August
bei Valleggio und vereinigte sich dort am 17. August mit dem
Erbprinzen von Hessen, welcher am 12. und 13. August die Etsch
überschritten hatte und über Povegliano vorgerückt war. Am 17. August
war das vereinigte Korps, jetzt unter Befehl des Erbprinzen, nach
Volta vorgerückt, am 19. August hatte General Wetzel Goito ge—
nommen. Die Stärke des Korps war 6 kaiserliche und 9 hessische
Bataillone („Regimenter““) mit etwa 11000 Mann Infanterie und
Geschichte des Füs. Regts. von Gersdorff (Hess.) Nr. 80.