27
morgens des 18. Juli standen die Spitzen des Angreifers vor den
ranzösischen Linien.
Durch dichten Nebel dem Feinde verborgen, rückten die Truppen
der Avantgarde Marlboroughs, ohne Widerstand zu finden, durch
Neerwinden und Neerhespen. 3 Bataillone besetzten das Dorf und
die Brücke von Eylissem, eine andere Abtheilung das Schloß Waughe.
Dann überschritten die Truppen das Weichland und die Wasserarme
bis zur feindlichen Linie. Hier befanden sich nur französische Dra—
goner, aber auch sie waren erst zu spät herangeeilt und ergriffen
bei dem Anblick der gewaltigen Truppenmassen, die schon vorgerückt
varen, die Flucht.
Nun erschienen noch auf der Höhe von Orsmael 20 französische
Bataillone, 50 Eskadrons mit 8 Geschützen; als aber Marlborough
seine Kavallerie gegen ihre Flanken ansetzte, wurden auch sie in
einer glänzenden Attacke völlig geworfen und auseinandergesprengt,
ohne ihren Aufmarsch überhaupt vollendet zu haben.
Der linke französische Flügel war hiermit völlig geworfen, und
Marlborough trieb zur Verfolgung, um den Feind nicht zu Athem
kommen zu lassen und Villeroy keine Zeit zu lassen, sich an dem
linken Dyle-Ufer festzusetzen. Aber auch daran hinderten ihn wieder
die holländischen Generale. Marlborough mußte sich damit be—
gnügen, bis Tirlemont vorzurücken, während sich Villeroy, der zu
spät seinen verhängnißvollen Irrthum erkannt hatte, mit den Truppen
seines rechten Flügels ziemlich übereilt nach Löwen zurückzog und
noch in der Nacht auf das linke Dyle⸗-Ufer überging.
So viel Aussicht nun auch dieser Erfolg der Alliirten zu haben
schien, so wenig entsprach dem der Ausgang des Feldzuges auf
diesem Kriegsschauplatze. Es kam nur zu Kreuz- und Querzügen
der beiden Gegner und nicht einmal durch die Schuld Marlboroughs
oder Villeroys. Jenem waren die Hände gebunden und blieben
es, dieser war schon den Stärkeverhältnissen nach nicht in der Lage,
anders als defensiv oder demonstrativ zu verfahren. Marlborough
verließ endlich am 26. Oktober die Armee, deren Befehl er Auver—
kerque übergab, um selbst nach Wien zu reisen und dort für seine
Pläne eine bessere Unterstützung zu suchen, als er sie hier gefunden.
Vom 4. November an begann der Abmarsch der alliirten
Truppen in die Winterquartiere. Die großen Erwartungen dieses
Feldzuges waren trotz Hochstädt und Tirlemont nicht in Er—
füllung gegangen.