Full text: Geschichte des Füsilier-Regiments von Gersdorff (Hessisches) Nr. 80 und seines Stamm-Regiments des Kurhessischen Leibgarde-Regiments von 1632 bis 1900

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morgens des 18. Juli standen die Spitzen des Angreifers vor den 
ranzösischen Linien. 
Durch dichten Nebel dem Feinde verborgen, rückten die Truppen 
der Avantgarde Marlboroughs, ohne Widerstand zu finden, durch 
Neerwinden und Neerhespen. 3 Bataillone besetzten das Dorf und 
die Brücke von Eylissem, eine andere Abtheilung das Schloß Waughe. 
Dann überschritten die Truppen das Weichland und die Wasserarme 
bis zur feindlichen Linie. Hier befanden sich nur französische Dra— 
goner, aber auch sie waren erst zu spät herangeeilt und ergriffen 
bei dem Anblick der gewaltigen Truppenmassen, die schon vorgerückt 
varen, die Flucht. 
Nun erschienen noch auf der Höhe von Orsmael 20 französische 
Bataillone, 50 Eskadrons mit 8 Geschützen; als aber Marlborough 
seine Kavallerie gegen ihre Flanken ansetzte, wurden auch sie in 
einer glänzenden Attacke völlig geworfen und auseinandergesprengt, 
ohne ihren Aufmarsch überhaupt vollendet zu haben. 
Der linke französische Flügel war hiermit völlig geworfen, und 
Marlborough trieb zur Verfolgung, um den Feind nicht zu Athem 
kommen zu lassen und Villeroy keine Zeit zu lassen, sich an dem 
linken Dyle-Ufer festzusetzen. Aber auch daran hinderten ihn wieder 
die holländischen Generale. Marlborough mußte sich damit be— 
gnügen, bis Tirlemont vorzurücken, während sich Villeroy, der zu 
spät seinen verhängnißvollen Irrthum erkannt hatte, mit den Truppen 
seines rechten Flügels ziemlich übereilt nach Löwen zurückzog und 
noch in der Nacht auf das linke Dyle⸗-Ufer überging. 
So viel Aussicht nun auch dieser Erfolg der Alliirten zu haben 
schien, so wenig entsprach dem der Ausgang des Feldzuges auf 
diesem Kriegsschauplatze. Es kam nur zu Kreuz- und Querzügen 
der beiden Gegner und nicht einmal durch die Schuld Marlboroughs 
oder Villeroys. Jenem waren die Hände gebunden und blieben 
es, dieser war schon den Stärkeverhältnissen nach nicht in der Lage, 
anders als defensiv oder demonstrativ zu verfahren. Marlborough 
verließ endlich am 26. Oktober die Armee, deren Befehl er Auver— 
kerque übergab, um selbst nach Wien zu reisen und dort für seine 
Pläne eine bessere Unterstützung zu suchen, als er sie hier gefunden. 
Vom 4. November an begann der Abmarsch der alliirten 
Truppen in die Winterquartiere. Die großen Erwartungen dieses 
Feldzuges waren trotz Hochstädt und Tirlemont nicht in Er— 
füllung gegangen.
	        
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