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besondere Schwierigkeiten bot. Der tapfere Kommandant, Oberst
De Bars, hatte sich mit der nur 500 Mann starken Besatzung
von der Stadt nach der Festung, dem „Schloß“, zurückgezogen und
schlug jede Anerbietung zur Uebergabe aus. Die Arbeiten der
Belagerung begannen. Am 18. November wurde der Batteriebau
beendigt, und nach einigen Tagen zeigte sich eine bedeutende Bresche
an den Festungswerken. Dieser Erfolg erwies sich jedoch als
trügerisch. Als der Erbprinz am 21. November einen Sturm unter—
nehmen ließ, mißlang derselbe gänzlich, denn die Stürmenden wurden
bei dem Erklimmen der steilen Felswände, welche zu jenen Werken
des Schlosses führten, überall durch herabgerollte Steine zurück
getrieben. Ein zweiter Sturm, am 24. November unternommen, hatte
dasselbe Mißgeschick, Die Stürmenden gelangten zwar noch bis
zur halben Höhe des Berges, dort aber empfing sie wieder der—
selbe Gruß von oben und zwang sie, unter namhaftem Verluste sich
zurückzuziehen. Die Natur hatte hier Hindernisse gehäuft, wie sie
die Tapferkeit allein nicht bewältigen konnte. Der Erbprinz sah
sich genöthigt, an der allein zugänglichen Seite des Schlosses mit
regelmäßigen Approchen vorzugehen, wobei dann seine Truppen noch
viel von dem eingetretenen Regen- und Schneewetter zu leiden
hatten. Erst als der Kommandant, der im Anfang der Belagerung
ein Bein verloren hatte, auf seinem Lager durch eine einfallende
Bombe getödtet wurde und die Belagerungsarbeit bis zum Graben
des Schlosses vorgedrungen war, verlangte die Besatzung gegen
freien Abzug zu kapituliren. Es wurden ihr vom Erbprinzen
wegen ihrer Tapferkeit alle kriegerischen Ehren zugestanden, selbst
der Auszug aus der Bresche.
Das Korps des Erbprinzen bezog bei Trier Winterquartiere.
Besondere Ereignisse fielen hier nicht mehr vor.
Feldzug 1705.
Für diesen Feldzug hatte man auf Seiten der Alliirten sich zu
einem Hauptschlage gegen Frankreich selbst entschlossen. Marlborough
sollte mit 60 000 Mann an der Mosel vorgehen und durch Er—
oberung der beiden Festungen Saarlouis und Thionville den Ein—
bruch nach Frankreich vorbereiten, während der Feind durch die
holländische Armee unter Auverkerque (60 000 Mann) in den
Niederlanden und durch den Markgrafen von Baden im Elsaß be—