Full text: Geschichte des Füsilier-Regiments von Gersdorff (Hessisches) Nr. 80 und seines Stamm-Regiments des Kurhessischen Leibgarde-Regiments von 1632 bis 1900

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dem Feinde die Flanken abzugewinnen, und nun erstürmte Prinz 
Anhalt die große Batterie des Kurfürsten, während Theile seiner 
Infanterie in das Dorf eindrangen. Der Kurfürst gab nunmehr 
den Kampf auf, ließ zur Sicherung seines Rückzuges das Dorf an— 
zünden und führte seine Truppen vorzüglich geordnet nach Mörs— 
lingen zurück. Er bekam reichlichen Vorsprung, weil die Kavallerie 
des Prinzen Eugen erst gesammelt werden mußte. Von Mörslingen 
aus trat der Kurfürst dann seinen Rückzug, während seine Nachhut 
die alliirte Kavallerie an dem Sumpfdefilee von Mörslingen — Hoch— 
städt aufhielt, nach Dillingen an. Marsin hatte auch sein Gefecht 
noch xechtzeitig abbrechen können und vereinigte sich über Hochstädt 
mit Max Emanuel. 
Marlborough hatte nach seiner entscheidenden Attacke auf die 
französische Kavallerie Alles vereinigt, um Blindheim anzugreifen. 
Während Lord Cutts mit seiner gesammten Infanterie trotz ihrer 
ungeheuren Verluste von Neuem gegen den Nordrand des Dorfes 
vorging, rückte die Infanterie Marlboroughs gegen die Westseite des— 
selben vor. Die Franzosen, 13 000 Mann stark, zogen sich sämmt— 
lich in das Dorf zurück, welches nun so voll gepfropft war, daß von 
einer geordneten Verwendung derselben nicht mehr die Rede sein 
konnte. Marlborough ließ nun den Ort ganz einschließen, alle Aus— 
gänge durch Batterien bestreichen und die Kavallerie bereit halten, 
um einen Durchbruch der Eingeschlossenen unmöglich zu machen. 
Das entschied, die Eingeschlossenen, denen Marlborough eine förm— 
liche Kapitulation anbieten ließ, ergaben sich gegen 8 Uhr abends, 
27 Bataillone, 12 Eskadrons stark. Ein weiterer Sturm war nicht 
aunternommen worden. 
Der Erfolg dieses Tages war die völlige Niederlage der 
bayerisch-französischen Armee. Sie hatte an 30 000 Mann verloren, 
12 000 Mann waren getödtet oder verwundet worden, 3000 Mann 
waren in der Donau umgekommen, 3000 zum Feinde übergegangen. 
Unsere hessischen Truppen hatten eine Rolle zu spielen gehabt, 
wie sie schwieriger und ruhmvoller keinem anderen Truppentheil be— 
schieden gewesen war. Sie hatten mit den englisch-hannoverschen 
Truppen des Lord Cutts in einem sechsstündigen Gefecht, wie es ein 
Bericht sehr wahr ausspricht, sich geradezu verbluten müssen und 
waren doch in der glücklichen Lage gewesen, das Gefecht vor Blind— 
heim immer so gut wieder herzustellen, wie es unter den ob— 
waltenden Umständen möglich gewesen war.
	        
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