Full text: Geschichte des Füsilier-Regiments von Gersdorff (Hessisches) Nr. 80 und seines Stamm-Regiments des Kurhessischen Leibgarde-Regiments von 1632 bis 1900

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in Tallards bisherigem Lager. Tallard wollte sich, um mehr 
Raum zu gewinnen, eben noch aus diesem debouchiren, als er 
von allen Seiten angegriffen wurde (4 Uhr abends). Das war 
sein Unglück, der Erbprinz von Hessen, Allen voran, stürzte sich mit 
seinen Reiterscharen auf die französische Kavallerie und zersprengte 
sie volllommen. Alles jagte in wildester Unordnung theils nach 
Hochstädt, theils nach der Schiffsbrücke zwischen diesem Orte und 
Blindheim. Alle Versuche, wieder zu sammeln, waren bei diesen 
Truppen vergebens. Aber auch der Ausgang war versperrt, denn 
zahlreiches Fuhrwerk befand sich auf den Wegen nach jenen Brücken. 
Was nicht niedergehauen oder gefangen wurde, wurde in die Donau 
getrieben. Alles Geschütz ging verloren, und Marschall Tallard 
selbst wurde gefangen. Er ergab sich persönlich dem Erbprinzen 
von Hessen, der ihn in vollkommener Ritterlichkeit empfing, aber die 
Worte nicht unterdrückte, die hier so nahe lagen: „Revanche pour 
Speyerbach!“ 
Dieser entscheidende Angriff Marlboroughs, ein nachträglicher 
Erfolg seiner vorzüglichen Anordnungen bei dem Uebergang seiner 
Massen über das Defilee der Nebelbach-Wiesen, war jedoch zum 
Theil erst möglich geworden durch das Eingreifen des Prinzen 
Eugen. Der Widerstand, den dieser bei Lützingen gegenüber dem 
Kurfürsten Max Emanuel gefunden hatte, war so groß gewesen, daß 
es kein Wunder war, wenn auch nach Ueberschreitung des Defilees 
schwere Augenblicke eintraten. Die bayerische Infanterie wich keinen 
Fußbreit, der Kurfürst setzte sich selbst an die Spitze seiner Grena— 
diere und Garde und zwang die alliirte Infanterie zum Rückzuge 
über die Wiesen und sogar nach dem Walde. Von Neuem mußte 
die schon zuerst glücklich gewesene Kavallerie Eugens den Uebergang 
der Infanterie ermöglichen, aber auch dann kam der Angriff zuerst 
nicht mehr vorwärts. Es trat eine gefährliche Gefechtspause ein, 
bis die Preußen unter Prinz von Anhalt-Dessau in einem neuen 
Anlauf gegen Lützingen vorrückten und einen Kampf Mann an 
Mann mit der bayerischen Infanterie begannen. Max Emanuel 
setzte Alles daran, um auch diesem Kampfe neue Kräfte zuzuführen, 
da aber verbreitete sich die Nachricht von der Niederlage Tallards, 
und Prinz Eugen warf nun seine gesammte Kavallerie nochmals in 
das Gefecht. Auch diese war jedoch nicht glücklich, sondern mußte 
sich nach fast halbstündigem Kampfe wieder zurückziehen. Endlich 
gelang es jedoch dem äußersten rechten Flügel des Prinzen Eugen,
	        
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