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in Tallards bisherigem Lager. Tallard wollte sich, um mehr
Raum zu gewinnen, eben noch aus diesem debouchiren, als er
von allen Seiten angegriffen wurde (4 Uhr abends). Das war
sein Unglück, der Erbprinz von Hessen, Allen voran, stürzte sich mit
seinen Reiterscharen auf die französische Kavallerie und zersprengte
sie volllommen. Alles jagte in wildester Unordnung theils nach
Hochstädt, theils nach der Schiffsbrücke zwischen diesem Orte und
Blindheim. Alle Versuche, wieder zu sammeln, waren bei diesen
Truppen vergebens. Aber auch der Ausgang war versperrt, denn
zahlreiches Fuhrwerk befand sich auf den Wegen nach jenen Brücken.
Was nicht niedergehauen oder gefangen wurde, wurde in die Donau
getrieben. Alles Geschütz ging verloren, und Marschall Tallard
selbst wurde gefangen. Er ergab sich persönlich dem Erbprinzen
von Hessen, der ihn in vollkommener Ritterlichkeit empfing, aber die
Worte nicht unterdrückte, die hier so nahe lagen: „Revanche pour
Speyerbach!“
Dieser entscheidende Angriff Marlboroughs, ein nachträglicher
Erfolg seiner vorzüglichen Anordnungen bei dem Uebergang seiner
Massen über das Defilee der Nebelbach-Wiesen, war jedoch zum
Theil erst möglich geworden durch das Eingreifen des Prinzen
Eugen. Der Widerstand, den dieser bei Lützingen gegenüber dem
Kurfürsten Max Emanuel gefunden hatte, war so groß gewesen, daß
es kein Wunder war, wenn auch nach Ueberschreitung des Defilees
schwere Augenblicke eintraten. Die bayerische Infanterie wich keinen
Fußbreit, der Kurfürst setzte sich selbst an die Spitze seiner Grena—
diere und Garde und zwang die alliirte Infanterie zum Rückzuge
über die Wiesen und sogar nach dem Walde. Von Neuem mußte
die schon zuerst glücklich gewesene Kavallerie Eugens den Uebergang
der Infanterie ermöglichen, aber auch dann kam der Angriff zuerst
nicht mehr vorwärts. Es trat eine gefährliche Gefechtspause ein,
bis die Preußen unter Prinz von Anhalt-Dessau in einem neuen
Anlauf gegen Lützingen vorrückten und einen Kampf Mann an
Mann mit der bayerischen Infanterie begannen. Max Emanuel
setzte Alles daran, um auch diesem Kampfe neue Kräfte zuzuführen,
da aber verbreitete sich die Nachricht von der Niederlage Tallards,
und Prinz Eugen warf nun seine gesammte Kavallerie nochmals in
das Gefecht. Auch diese war jedoch nicht glücklich, sondern mußte
sich nach fast halbstündigem Kampfe wieder zurückziehen. Endlich
gelang es jedoch dem äußersten rechten Flügel des Prinzen Eugen,