Full text: Geschichte des Füsilier-Regiments von Gersdorff (Hessisches) Nr. 80 und seines Stamm-Regiments des Kurhessischen Leibgarde-Regiments von 1632 bis 1900

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den unteren Schwarzwald fallen gelassen, um nun am Rhein auf⸗ 
wärts und dann durch den oberen Theil des Gebirges vorzugehen. 
Er drang auch in das Kinzig-Thal ein und erreichte nach allerdings 
beschwerlichem Marsch am 16. Juli Villingen. Hier ließ er sich 
andererseits durch die kleine Festung, die er bei einem Rückzug gern 
in den Händen gehabt hätte, sechs Tage lang so aufhalten, daß er, 
ohne selbst diesen Nebenzweck zu erreichen, erst am 22. Juli 
weitermarschirte. 
Prinz Eugen hatte den Marsch Tallards nicht hindern können, 
aber er besaß die Schnelligkeit des Entschlusses, der bei solcher 
Sachlage nöthig war. Er ließ nur das Nöthigste von Truppen 
gegenüber Villeroy und Coigny unter Befehl des Prinzen von 
Nassau-Weilburg und des Generals Vehlen bei Bühl und Rottweil 
stehen und rückte mit etwa 18 000 Mann Tallard nach. Dieser 
versuchte auf die Kunde davon die verlorene Zeit durch Eilmärsche 
einzubringen, und erreichte auch bereits am 30. Juli Ulm und am 
3. August Augsburg, aber nicht ohne daß sein großer Gegner ihm 
stets zur Seite blieb. Auch Prinz Eugen erreichte seine Verbündeten 
schnell genug, am 3. August stand er bei Hochstädt, während 
Marlborough am 4. August von Friedberg aufgebrochen war und 
eine Stellung zwischen Rain und Schrobenhausen genommen hatte. 
Am 6. August fand sich Prinz Eugen bei Marlborough ein. Man 
beschloß zwar vorerst, um den gar zu pedantischen und vorsichtigen 
Markgrafen zu entfernen, nur die Belagerung von Ingolstadt durch 
denselben, aber Prinz Eugen und Marlborough beeilten sich nun 
desto mehr, ihre Vereinigung sofort herbeizuführen, während jener 
mit der ganzen kaiserlichen Infanterie und 23 Eskadrons Kavallerie 
nach Ingolstadt abrückte. 
Kurfürst Max Emanuel hatte die von ihm bald nach dem 
Schlage von Donauwörth begonnenen Unterhandlungen mit den 
Alliirten sofort abgebrochen, als er die Nachricht von dem Marsche 
Tallards nach Bayern erhielt. Jetzt hatte er dessen Ankunft mit 
Ungeduld erwartet, weil er hoffte, daß Marlborough und der Mark—⸗ 
graf noch allein ständen. Die Nachricht, daß auch Prinz Eugen 
heranmarschire und nach Tallards Meinung sehr nahe sei, ließ diese 
Hoffnung allerdings sehr herabdrücken. Dennoch hoffte Mar 
Emanuel das Beste, wenn schnell verfahren würde. 
Die Nachricht, daß die Verbündeten sich getrennt hätten, war 
das Beste, was sich der Kurfürst wünschen konnte. Er brach am
	        
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