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am Rhein demonstrative Bewegungen ausgeführt werden, um die
Alliirten für Mainz, Freiburg und Philippsburg besorgt zu machen,
vährend der Kurfürst mit Marsin gegen Nördlingen und Nürnberg
vormarschiren wollte.
Die Nachricht von dem Abmarsche Marlboroughs nach Süd—
deutschland hatte zuerst auch bei Tallard keinen Glauben gefunden,
jetzt suchte er aber sofort die Vereinigung mit Villeroy, ja er nahm
thatsächlich die Leitung der Gesammtoperationen in seine Hand.
Nachdem er erfahren, daß der Markgraf von Baden nicht zugegriffen
habe, um den Rückmarsch des Kurfürsten nach Bayern zu stören,
forderte er Villeroy zu rascher Vereinigung bei Weißenburg auf und
rückte selbst in Eilmärschen dahin ab. Am 4. Juni erfolgte die
Vereinigung beider Korps an der Lauter und Selz. Die Besprechung
beider Generale am 7. Juni hatte kein praktisches Ergebniß, und erst
die Vorstellungen Marsins und des Kurfürsten Max Emanuel in
Paris entschieden. Der König befahl am 23. Juni, daß Tallard
nit 40 Bataillonen, 60 Eskadrons über den Schwarzwald vorgehen
und dem Kurfürsten entweder mittel- oder unmittelbar Hülfe bringen
solle. Unterdessen hatten Villeroy und Coigny im Elsaß und am
Rhein Diversionen auszuführen. Am 29. Juni begann der Abmarsch
Tallards, um über Straßburg den Schwarzwald zu erreichen.
Während dieser Vorgänge hatten sich die Truppen der Alliirten
iberall in Bewegung gesetzt, um sich an der Donau und am Rhein
zu versammeln. Nur die Armee des Markgrafen von Baden stand
seit dem 2. Juni dem Kurfürsten von Bayern bereits nahe gegenüber
bei Umm. Max Emanuel hoffte noch Zeit für ein Vorgehen auf
Nördlingen zu haben und überschritt am 3. Juni die Donau, um
bei Elchingen in ein Lager zu gehen; der Markgraf folgte am
4. Juni bis Oepfingen. Am 5. Juni erfuhr der Kurfürst Näheres
über den Anmarsch des Prinzen Eugen, bald darauf den Abmarsch
der preußischen Truppen des Markgrafen an den Rhein sowie die
Märsche Marlboroughs, die Unheil genug verkündeten. Zuerst wollte
er noch gegen Markgraf Ludwig vorgehen, um diesen isolirt an—
zufassen, die günstige Stellung desselben schreckte ihn jedoch ab, und
so bezog er nach einiger Zeit ein Lager bei Gundelfingen — Leiningen
nördlich der Donau, während Marsin auf dem südlichen Ufer bei
Leipheim — Bühl eine getrennte Stellung einnahm. Der Kurfürst
»erfügte jetzt über 32000 Mann, Marsin über 13 000 Mann.